Kommentar:Seit Jahren geplant

Was Pünktlichkeit betrifft, wird die Bahn wieder ihrem Ruf gerecht - sogar beim barrierefreien Ausbau des Halts in Stockdorf

Von Michael Berzl

Es gibt mittlerweile die eigene Humor-Kategorie der Bahn-Witze. Zum Beispiel die Antwort eines Bewerbers im Vorstellungsgespräch auf die Frage nach einer langen Lücke in seinem Lebenslauf, da sei er mit der Deutschen Bahn unterwegs gewesen. Kein Witz ist, dass bei der Einweihungsfeier im Oktober ein DB-Mitarbeiter mit der S-Bahn zu spät kam und ein anderer wegen einer Störung in einem Stellwerk lieber gleich im Büro blieb. Mit dem Auto und daher rechtzeitig kam nur der zuständige Bahnhofsmanager in Stockdorf an. Soviel zum Thema Pünktlichkeit.

Dass auf die Bestellliste für den Umbau in Stockdorf auch ein Aufzug gehört, kommt nicht ganz überraschend. Fahrradständer und Vorplatz, neuer Zugang und neuer Aufzug sind schon in einem ersten Entwurf vermerkt. Der wurde im Mai 2004 im Gautinger Gemeinderat vorgestellt. Damals war übrigens noch von Kosten in einer Größenordnung von 2,2 Millionen Euro die Rede. Einer Realisierung stünde nichts mehr im Weg, wenn keine Probleme auftauchten und das Genehmigungsverfahren zügig voran kommt, hieß es. Es hat dann doch noch ein bisschen gedauert.

Der eigentliche Bahnhofsumbau mit Kosten, die doppelt so hoch waren wie nach ersten Schätzungen, wurde im vergangenen Jahr in fünf Monaten und damit exakt nach Zeitplan erledigt. Da haben die Handwerker Tag und Nacht gearbeitet. Es geht also. Doch das eigentliche Ziel der Barrierefreiheit ist damit noch nicht erreicht. Er frage sich, ob er es noch erlebt, witzelte ein 71-jähriger Mann angesichts der Verzögerungen beim Einbau eines Aufzugs. Die Bahn wird ihrem schlechten Ruf, was die Pünktlichkeit betrifft, wieder gerecht.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: