Kommentar:Schlechter Stil

Dass die Herrschinger Bürgermeister den Initiator des Bürgerbegehrens zum Gymnasium abstrafen, indem sie seiner Ehefrau ehrenamtliche Arbeit verbieten, ist ein Unding.

Von Carolin Fries

Da mögen die Gemüter im Streit um den Bau eines Gymnasiums in Herrsching noch so erhitzt sein: Dass die Bürgermeister den Initiator eines Bürgerbegehrens abstrafen, indem sie seine Ehefrau von ihrer eheramtlichen Tätigkeit entbinden, ist ein Unding. Weil Familienmitglieder grundsätzlich nicht für Aktivitäten ihrer Angehörigen zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Viel mehr aber noch, weil Gerhard Knülle im gleichen Atemzug zum politischen Feind, zum Kämpfer gegen die Ammersee-Gemeinde erklärt wird.

Ganz gleich, welchen Standpunkt man in der Debatte um den richtigen Standort des geplanten Gymnasiums vertritt - andere Meinungen müssen ausgehalten werden, das gehört zu den Grundregeln der Demokratie. Gerhard Knülles Position ist weder radikal noch verboten; er hat sich mit der Einleitung eines Bürgerbegehrens für ein demokratisches Instrument entschieden. Er kämpft damit weder gegen die Gemeinde noch gegen die drei Bürgermeister - auch wenn sein Nazi-Vergleich völlig daneben ist. Alle Herrschinger sollten frei in der Entscheidung sein, ob sie sein Bürgerbegehren unterstützen: seine Ehefrau ebenso wie die Sekretärin aus dem Bauamt oder der Feuerwehr-Kommandant. Andernfalls müsste man Sorge haben, dass Mitarbeitern der Gemeinde gekündigt wird, sobald sie ihren Namen auf die Unterschriftenliste setzen.

Es ist gewiss nicht immer leicht, konträre politische Positionen auszuhalten. Am Wochenende hätte Herrsching die Chance gehabt zu zeigen, dass es obendrein gelingen kann, das Miteinander auf anderer Ebene aufrecht zu erhalten. Stattdessen ist der Ort nun gespalten.

© SZ vom 18.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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