Kommentar:Nur die halbe Wahrheit

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Eva John beweist in der Bürgerversammlung die Kunst des Weglassens

Von David Costanzo

In Bürgerversammlungen schlägt die Stunde der Rathauschefs. Hier diktieren sie die Tagesordnungen, hier präsentieren sie sich als Macher - mein Neubau, mein Zebrastreifen, mein Zuschuss - und belegen das auf bunten Bildern, die sie beim Spatenstich, bei der Erstbegehung des Zebrastreifens und Scheckübergaben zeigen. Das machen alle Bürgermeister so. Damit offenbaren sie gleichzeitig, womit sie sich schmücken und worüber sie nicht so gerne reden - und wie sie die Wirklichkeit gerne hätten, nicht wie sie ist. In Starnberg muss man feststellen: Das Weltbild von Eva John zeigt nur die halbe Wahrheit.

So viele wichtige Themen der Stadt und der Bürger hat sie weggelassen: Der Spatenstich für den B2-Tunnel nach Jahrzehnten der Planung passt nicht in dieses Weltbild, stattdessen hatte sie im Juli die Gegendemonstration mit 400 Teilnehmern zeitweise angeführt. Die Seeanbindung der Bahn, die das Gesicht der Stadt verändern und Millionen kosten könnte, stellte sie zunächst nur unter die Rubrik eines barrierefreien Ausbaus des Bahnhofs. Ausgespart blieb auch, dass John wegen beider Themen als Vertreterin der Stadt zweimal vor dem Verwaltungsgericht erscheinen musste. Im kommenden Jahr wird sie sich sogar persönlich verantworten müssen, weil die Landesanwaltschaft sie wegen ihrer Amtsführung angeklagt hat.

Es ist verständlich, dass die Bürgermeisterin sich die Welt ein wenig so macht, wie sie ihr gefällt. Sie ist auch keine kommunale Managerin, die ihre Überzeugungen an der Rathauspforte abgeben muss. Doch auf den schönen Fotos steht sie nicht nur als Person und Politikerin, sondern vor allem als Repräsentantin der Starnberger Bürger, aller Bürger. Erst wenn alle in ihrem Weltbild Platz haben, dann erst kann sie zum Stadtoberhaupt werden.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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