Kommentar:Nicht um jeden Preis

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Gemeinden müssen genau überlegen, was ihnen das schnelle Internet wert ist

Von Otto Fritscher

Man kann es mit einem Gehöft oder einem Aussiedlerhof vergleichen, der abseits der Dörfer und Weiler quasi einsam in der Landschaft liegt. Manche dieser Anwesen sind nur über schmale Straßen, vielleicht gar Feldwege zu erreichen. Macht es Sinn, solche Wege mit hohem Finanzaufwand schlaglochfrei und winterfest auszubauen? So ähnlich stellt sich die Frage auch beim weiteren Ausbau des Breitbandnetzes im Landkreis. Macht es wirklich Sinn, auch für ein abseits gelegenes Haus einen drei Kilometer langen Schacht aufzubaggern, um dann darin ein Glasfaserkabel zu legen? Die Antwort kann nur heißen: Nein.

Natürlich will der Freistaat möglichst gleiche Lebensbedingungen in allen Regionen schaffen, und daran ist auch dem Landkreis Starnberg gelegen. Doch das heißt nicht, dass überall die gleiche Geschwindigkeit im Breitbandnetz gegeben sein muss. Wer außerorts wohnt, kann ja auch nicht verlangen, dass der nächste Dorfladen oder Supermarkt in fußläufiger Entfernung liegen muss.

Klar ist aber auch, dass ein vernünftiger Internetanschluss zur Daseinsvorsorge gehört wie Trinkwasser und Abfallentsorgung. Das haben Landrat Karl Roth und Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter frühzeitig erkannt - und den richtigen Schluss daraus gezogen. Anstatt jede Gemeinde allein vor sich hinwursteln zu lassen, hat man den Ausbau der Glasfaserverkabelung gemeinsam vorangetrieben und koordiniert. Was manchmal ein mühsames Geschäft war. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Etwa 90 Prozent aller Anwesen im Landkreis können mit mehr als 30 Megabit pro Sekunde surfen, telefonieren und nicht zuletzt arbeiten. Gerade die vielen Firmen der im Landkreis sehr starken Kreativwirtschaft brauchen gute Internet-Verbindungen.

An den einzelnen Gemeinden liegt es nun, zu entscheiden, welche Außenbereiche noch ans Glasfasernetz angebunden werden sollen. Die meisten Ortsteile wie jüngst etwa Unterbrunn und Oberbrunn sind schon verkabelt. Aber es gibt noch 1400 Gebäude im Innenbereich der Gemeinden, deren Anbindung verbesserungsfähig ist. Hier anzusetzen, wäre wohl die vernünftigere Lösung. Wenn eine Gemeinde dennoch meint, auch Gebäude sozusagen in der Pampa ins Glasfaser-Zeitalter zu katapultieren, dann muss dies angesichts knapper werdender Finanzmittel gut überlegt werden und eine Entscheidung mit Augenmaß sein. Auch wenn kräftige Zuschüsse winken - 40 Prozent der Investitionen müssen die Gemeinden aus ihrem Säckel zahlen. Und da kommen schnell sechsstellige Beträge zusammen.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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