Auch nach der Sitzung des Starnberger Finanzausschusses geht das Rätselraten nicht nur unter den Stadträten weiter, welche Strategie Bürgermeisterin Eva John beim Thema Fachoberschule und Seilerweg verfolgt. Man darf mutmaßen: Will sie das Grundstück, das sie dem Landkreis vor drei Jahren angeboten hat, doch nicht hergeben? Wenn dem so ist, warum sagt sie es nicht? Oder will sie den Kaufpreis hochtreiben, der derzeit bei zwei Millionen Euro liegt? Spekuliert John wie ein Immobilienmakler auf Wertzuwachs? Oder will sie mit ihrer Verzögerungstaktik Landrat Karl Roth zwingen, ihre Bedingungen zu akzeptieren, weil sie glaubt, dass Roth am Ende alles schluckt, um den Bau der Fachoberschule in Starnberg nicht zu gefährden? Dann allerdings hätte sie ihr Pokerspiel verloren, denn Roth hat mit dem Segen des Kultusministeriums die Option, die FOS in Gauting anzusiedeln. Vielleicht ist es auch viel banaler: Sie will einfach den Landrat und seine Behörde ärgern, so wie kürzlich bei den Parkplätzen am Landratsamt, wo sie plötzlich mehr Stellplätze forderte, obwohl der Landkreis den Stellplatzschüssel der Stadt erfüllt hatte.
Sachstand ist seit Montag: John soll mit Roth noch einmal über den Erbbaurechtsvertrag verhandeln. So einigte man sich in der nichtöffentlichen Sitzung des Finanzausschusses. Bis Juli soll das Ergebnis vorliegen. Knackpunkt ist unter anderem die Entschädigungsregelung bei Ablauf des Pachtvertrags. John will, dass der Landkreis die Kosten für die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands auf dem Grundstück übernimmt; der Landrat hingegen fordert, dass der Eigentümer dem Landkreis eine Entschädigung zahlt. Die andere Alternative, die auch auf dem Tisch liegt: Die Stadt verkauft dem Landkreis einfach das Grundstück am Seilerweg. Diese Möglichkeit scheint John aber ausgeschlossen zu haben. Den Grund dafür kennt nur sie allein.