Kommentar:Lex Dörrenberg

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Die CSU in Tutzing ebnet ihrer Bürgermeisterkandidatin auf fragwürdige Weise den Weg

Dass Bürgermeister Rudolf Krug nach drei Jahren im Amt mit nur 60 Jahren gestorben ist, hat in Tutzing nicht nur eine menschliche Lücke gerissen, sondern auch eine politische. Aus dem Gemeinderat drängt sich scheinbar keiner danach, Krugs Amt zu übernehmen. Da erscheint es am einfachsten, die Vizebürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg zur Ersten Bürgermeisterin zu erheben. Die 65-Jährige ist eine erfahrene Kommunalpolitikerin, hat seit Monaten die Rathausgeschäfte recht souverän geführt, genießt bei allen Fraktionen Ansehen. Und sie würde den Posten bis zur nächsten Kommunalwahl im März 2020 übernehmen.

Wie ihr die eigene Fraktion, die CSU, den Weg ebnet, ist allerdings fragwürdig. Fraktionschef Thomas Parstorfer erweckte den Eindruck, als ob alles schon beschlossene Sache wäre: Satzungsänderung, damit Dörrenberg ehrenamtlich Bürgermeisterin sein kann, dann ihre Wahl am 14. Januar. Dahinter steckt natürlich auch politisches Kalkül: Wird Dörrenberg Erste Bürgermeisterin, käme für die CSU ein Nachrücker in den Gemeinderat. Von 21 Ratsmitgliedern wären dann acht CSU-ler. Dieses Diktat kommt nicht überall gut an. Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) spricht "von ganz schlechtem politischen Stil". Andernorts ist schon von einer Lex Dörrenberg die Rede. Vermutlich vergebens stemmen sich bei der Sondersitzung nächsten Dienstag ÖDP, Grüne, Tutzinger Liste und teilweise die Freien Wähler gegen die Ehrenamtskonstruktion, die die Mehrheit befürwortet. Tutzing würde dann mit knapp 10 000 Einwohnern als einzige der 14 Kommunen im Landkreis keinen hauptamtlichen Bürgermeister mehr bekommen. Selbst Andechs hat mit 3500 Einwohnern eine hauptamtliche Bürgermeisterin. Die Tutzinger sollten am 14. Januar aber wenigstens eine echte demokratische Wahl haben mit einer weiteren Kandidatin oder einem Kandidaten. Wer geht schon für reine Akklamation zur Wahlurne?

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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