Seit längerem ist die Mühlstraße, Dießens zentrale Achse zwischen Marktplatz und Seeanlagen, weitgehend umgebaut. Dazu im Nachhinein abermals eine Bürgerversammlung einzuberufen, ist schon ein bisschen paradox. Und so drehte sich beim jüngsten Treffen alles nur noch um den fahrenden und stehenden Verkehr. Das Wort drehen ist dabei wörtlich nehmen, denn Argumente und Diskurs über Parkplätze und Verkehrsberuhigung bewegen sich seit Jahren in vertrautem Kreis.
Nur in einem waren sich alle Redner einig: Der Einzelhandel in der Mühlstraße soll gestärkt werden. Allerdings herrschte größtmöglicher Dissens, ob dieses Ziel mit möglichst wenig oder möglichst vielen Parkplätzen erreicht wird, und ob diese gebührenpflichtig oder zeitbeschränkt zur Verfügung stehen sollen. Zu Recht wurde auch generell in Frage gestellt, inwieweit sich mit Verkehrsplanung ein Ladensterben verhindern lässt.
Zu den kontroversen Meinungen wurde das Votum einer "repräsentativen Gruppe" präsentiert. Die statistische Auswertung mit exakten Prozentzahlen bis hinters Komma verliert freilich deutlich an Glanz, wenn man erfährt, dass sie gerade mal das Votum von 16 Personen wiedergibt. Der einzige Sinn dieser Bürgerbefragung liegt wohl darin, dass sie als Pflichtaufgabe im "Integrierten Städtebaulichen Konzept" Zuschüsse einbringt. Zur Mühlstraße sind die grundlegende Entscheidungen schon getroffen, nun doch noch Bürgersteige, Fahrbahnverengungen oder gar markante Bäume zu planen, steht wohl außer Frage. Und am Ziel, den Mühlbach erlebbarer zu machen, ist Dießen weitgehend gescheitert. Entstanden ist eine pflegeleichte, relativ gesichtslose Steinwüste mit spärlichem Containergrün. Da spielt es nur noch eine untergeordnete Rolle, wie viele Parzellen in der Plattenlandschaft als Parkplätze markiert sind. Daher hat sich auch die Mehrheit der Autofahrer inzwischen entschlossen, diese willkürlichen Farbstriche zu ignorieren.