Der Starnberger Landrat Karl Roth (CSU) braucht in diesen Tagen eine gute Kondition und einigermaßen gute Nerven - wie alle, die mit der Aufnahme und der Unterbringung der Flüchtlinge zu tun haben. Das sind sowohl die Mitarbeiter im Landratsamt vom Team Asyl als auch die vielen Freiwilligen der Helferkreise in den Gemeinden, die sich um die Asylbewerber kümmern. Dass Roth und seine Mitarbeiter bislang auf Unterstützung in großen Teilen der Bevölkerung zählen können, liegt aber auch an seiner Person selbst.
Der Starnberger Landrat, der in seiner ersten Amtszeit noch viele Monate lang fremdelte und seinem Stellvertreter das politische Feld überließ, hat sich zu einem großen Kümmerer mit Gespür für die Erwartungen, Hoffnungen und Ängste der Menschen entwickelt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn auch unter den Kommunalpolitikern im Landkreis Starnberg gibt es fürchterliche Selbstdarsteller, lautstarke Dampfplauderer und eitle Gesellen.
Just die Flüchtlingspolitik, die Roth auf Anordnung, also von oben und ohne Spielraum vollziehen muss, beweist, dass er zu einer anderen Kategorie von Politikern zählt: Er ist dort, wo es mögliche Probleme geben könnte und zeigt Sensibilität, wenn es um die Unterbringung von Flüchtlingen geht. Ihm ist anzumerken, wie schockiert er ist, wenn er sich eine Turnhalle für 200 Asylbewerber anschaut, und sich mit den Worten rechtfertigt, man könne nicht mehr anders, für eine andere Unterbringung werde kein Wohnraum im Landkreis mehr angeboten. Ein mitfühlender Landrat - das ist wahrlich eine andere Dimension, vor allem bei der CSU. Gleichzeitig verliert Roth nicht den Blick für die Bürger und für die Vereine. Ganz klar, dass er es schaffen wird, den Sportbetrieb aufrecht zu erhalten. Als Kümmerer ist er ganz bei sich, sozusagen angekommen.