Kommentar:Kontrolle als letztes Mittel

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Nicht alle Hunde und Jugendlichen sind eine Gefahr

Von Astrid Becker

Früher war bestimmt nicht alles besser. Aber anders. Vor 20, 30 Jahren beispielsweise wäre kaum jemand auf die Idee gekommen, viel Geld für schwarze Sheriffs auszugeben, damit diese das Seeufer bewachen. Weniger am Strand gefeiert wurde damals aber sicher nicht. Nachvollziehbar: Was kann es auch Schöneres geben, als eine laue Sommernacht am Lagerfeuer zu verbringen, mit Freunden, einem oder mehreren Kästen Bier oder ein paar Flaschen Wein - und einem erfrischenden Bad im See, und zwar möglichst nackt, weil einen anders als tagsüber niemand sonst sieht. Ganz ehrlich: Das war pure Lebenslust, an die man sich auch noch viele Jahre später gern erinnert.

Wurde es irgendwann doch zu laut oder fühlte sich ein Anlieger gestört, meist einer, der gefühlte fünf Kilometer weg vom Seeufer wohnte, kam die Polizei. Die hielt dann eine mehr oder weniger große Standpauke, man gelobte brav Besserung, und das war's dann auch.

Heutzutage würden sich die Beamten vermutlich freuen, wenn sie derlei Aufgabe noch übernehmen könnten. Meist fehlt es dafür in den einzelnen Inspektionen an Personal. Denn so attraktiv das Fünfseenland auch erscheinen mag: Es ist zu teuer, vor allem für junge Polizisten. Viele geben daher bereits bei Dienstantritt erst einmal ein Versetzungsgesuch ab. Diese Situation bleibt nicht ohne finanzielle Folgen für die Gemeinden: Sie müssen beispielsweise selbst für die kommunale Verkehrsüberwachung aufkommen - oder Sicherheitsfirmen für ihre Erholungsgelände engagieren. Damit tragen sie dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis von Einheimischen wie Badegästen Rechnung, die bereits in einem freilaufenden Dackel ebenso eine Gefahr sehen wie in Jugendlichen, die einfach nur Spaß haben wollen. Natürlich gibt es auch immer wieder Vandalen und Randalierer, wie das Beispiel Herrsching zeigt. Das Gros der Jugendlichen ist aber ebenso harmlos wie es die meisten Hunde sind. In Inning hat man das verstanden. Dort will man erst einmal sehen, ob eine dauerhafte Überwachung wirklich notwendig ist. Denn eines ist sicher: Zu viele Kontrollen und zu viel Überwachung führen nicht unbedingt zum erwünschten Erfolg. Wichtiger wäre es vielmehr, bereits im Elternhaus bestimmte Regeln aufzustellen. Zum Beispiel: "Wenn Du draußen feierst, dann nimm' bitte Deinen Müll wieder mit nach Hause." So war das früher. Und das hat meist bestens funktioniert.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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