Kommentar:Kompromisse lohnen sich

Windräder verändern zwar unsere Kulturlandschaft, aber wer weg will von der Kernkraft, muss Zugeständnisse machen

Von Sabine Bader

Die beiden haben sich gesucht und gefunden: Bergs Bürgermeister Rupert Monn und Windradexperte Robert Sing. Ja, es ist sicher so: Ohne Monn und Sing würden sich die vier Windräder in den Wadlhauser Gräben heute nicht drehen. Die beiden ergänzten sich. Sie haben das ehrgeizige Projekt engagiert und mit viel Mut durchgezogen. Der Berger Rathauschef brauchte Sing, den Fachmann, schon wegen seines Sachverstands und seiner Seriosität, und Sing brauchte Monn wegen seiner Beharrlichkeit und Standfestigkeit, auch gegen den Druck von oben.

Monn trotzte allen Proteststürmen. Und er tat dies nicht etwa, weil er den Nachbarn etwas antun wollte, sondern weil er der festen Überzeugung ist, dass die Energiewende unerlässlich bleibt und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag dazu leisten sollte. Monn wollte einfach nicht, dass alles zerredet und verschoben wird, bis das Projekt schon finanziell für Anleger nicht mehr interessant ist. Letztlich war es aber eine ganze Gemeinde, die geschlossen hinter dem Vorhaben stand.

Sicher, man kann die Windräder vom Ortsrand von Neufahrn aus betrachten und sie auch als durchaus störend empfinden. Ob dies der Fall ist, hängt entscheidend von der individuellen inneren Einstellung ab, mit der man sie ansieht: Mit Groll oder mit einem stillen Lächeln, wenn sich die Rotorblätter drehen und sauberen Strom produzieren - weg von der Kernenergie. Für einen guten Lebensstandard ohne Risiko Zugeständnisse und Kompromisse zu machen, ist nötig und lohnt sich. Und dazu gehören auch Windräder, obwohl sie unsere gewachsene Kulturlandschaft verändern.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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