Kommentar:Hilfe für die Helfer

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Das ehrenamtliche Engagement allein reicht nicht mehr aus zur Betreuung der Asylbewerber

Von Peter Bierl

Ein Drittel der Bayern hat eine rassistische Einstellung, besagt die Mitte-Studie der Universität Leipzig. Der Freistaat ist in dieser Disziplin damit deutscher Meister und einschlägige Parolen in Gemeinderäten und Bürgerversammlungen zu erwarten. Gut reagiert haben der Landsberger Landrat Thomas Eichinger (CSU) und der parteifreie Dießener Bürgermeister Herbert Kirsch bei einer Veranstaltung in Riederau am Mittwoch, wo demnächst 60 Flüchtlinge im evangelischen Freizeitheim untergebracht werden. Sie widerlegten sachlich und entschieden Gerüchte und Vorurteile, überließen solchen Zeitgenossen nicht die Lufthoheit und beharrten darauf, konkrete Probleme zu besprechen. Was sie jedoch als Lösungen anboten, überzeugt weniger. Ein Hausmeisterehepaar kann nicht die Sorgen und Nöte von 120 Flüchtlingen in zwei Unterkünften auffangen, die Asylsozialberatung ist unzureichend. Sieben solche Mitarbeiter für derzeit über 1300 Flüchtlinge im ganzen Landkreis ist viel zu wenig. Die ehrenamtlichen Asylhelfer forderten eine Halbtagsstelle für die Koordination ihrer Arbeit, was Landrat und Bürgermeister an sich abperlen ließen. Dafür sei kein Geld da, behauptete der Landrat, dabei bot die evangelische Kirche an, die Mieteinnahmen für ihr Haus zu stiften.

Betreuung und Integration der Flüchtlinge werden in Dießen wie überall in erster Linie von Freiwilligen gestemmt. Das reicht aber nicht. Ehrenamtliche sind ohne professionelle Hilfe schnell überfordert, zumal wenn bis Jahresende 380 Flüchtlinge in Dießen leben. Darum sollten sich Asylhelfer und Migranten als Bürgerinitiative oder Flüchtlingsrat organisieren und Druck machen: Die Gemeinde soll der Initiative Räume für einen Treffpunkt zur Verfügung stellen und der Landkreis die Kosten für eine Halbtagskraft aus den Reihen der Initiative aufbringen. Es kann nicht sein, dass Kommunalpolitiker die Ehrenamtlichen im Stich lassen. Ohne qualifizierte Unterstützung für Flüchtlinge entstehen Spannungen und Konflikte.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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