Kommentar:Herkulische Aufgabe

Das Jobcenter hat es nicht leicht. Für seine wachsenden Aufgaben gibt es viel zu wenig Mitarbeiter. Das muss sich schnell ändern

Von Otto Fritscher

Soziales Verständnis, Einfühlungsvermögen, gewandtes und serviceorientiertes Auftreten im Kundenverkehr, hohe Sozialkompetenz, Fähigkeiten zur Bewältigung von Konflikt- und Belastungssituationen - nein, hier wird kein Topmanager gesucht, sondern das ist das Anforderungsprofil in einer Stellenanzeige des Landkreises Starnberg für einen Sachbearbeiter im Jobcenter. Dessen Kunden sind Hartz-IV-Empfänger, und diese Klientel ist sicher nicht immer ganz einfach. Sie haben aber Anspruch auf eine angemessene und auch zeitnahe Behandlung ihrer Anliegen. Dies zu leisten, scheint aber immer mehr zu einer herkulischen Aufgabe zu werden. Denn heuer werden deutlich mehr Kunden im Jobcenter aufkreuzen, vor allem einige Hundert Asylbewerber, deren Anträge im Lauf der nächsten Monate positiv beschieden werden.

Man mag sich nicht ausmalen, welche Zustände dann erst in der Behörde herrschen werden, wenn schon jetzt von zu wenig Personal, schlechter Erreichbarkeit der Mitarbeiter und Frust zu hören ist. Soweit darf es nicht kommen, das wissen auch die Verantwortlichen, allen voran Jobcenter-Chef Schindler. Getragen wird das Jobcenter gemeinsam von der Agentur für Arbeit und dem Landkreis Starnberg. Bisher betonten beide Seiten, dass die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert. Das darf man glauben, aber es wird für die Zukunft nicht reichen. Der Landkreis muss erheblich mehr Geld für das Jobcenter einplanen; und es müssen die Landes- und Bundespolitiker aktiviert werden, um in Berlin Druck zu machen und schnell Geld für mehr Personal loszueisen. Nur dann werden Protestaktionen vor dem Jobcenter wie am Montag die Ausnahme bleiben.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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