Kommentar:Grenzen der Werbung

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Der Begriff "Fünfseenland" steht auf der Bannliste. Nicht jedem wird die neue Marke "Region StarnbergAmmersee" auf Anhieb gefallen

Von Otto Fritscher

Natürlich kann man sich köstlich darüber mokieren, den schönen Landkreis Starnberg auf sieben Striche zu reduzieren. So wie es das neue Markenlogo für das Fünfseenland - Pardon: die Region "StarnbergAmmersee" - tut. Der Begriff "Fünfseenland" steht ja seit dem Markenbildungsprozess auf der sprachlichen Bannliste, sogar Landrat Karl Roth hat ihn schon fast vergessen; ihm geht der Begriff "Region StarnbergAmmersee" bereits locker von der Zunge.

An die neue Wort-Bild-Marke wird man sich indes erst gewöhnen müssen; und sie ist erklärungsbedürftig, denn von alleine erschließt es sich nicht, dass es sich um eine stilisierte Topografie der hiesigen Region, aus der Vogelperspektive handelt. Oder sollte man, um im Zeitgeist zu bleiben, lieber sagen: ein grafisch umgesetztes Foto, das die Satelliten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen (DRL) vom Fünfseenland - also der umgetauften Region "starnberg ammersee", in güldenen Kleinbuchstaben - geschossen haben.

Es ist richtig, dass sich die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (Gwt) darum kümmert, den Landkreis nach außen besser und kraftvoller zu vermarkten. Aber auch die heimische Bevölkerung soll mit dem Logo animiert werden, sich stärker mit dieser schönen Region "in unmittelbarer Nähe einer Weltstadt", so der Markenkernwert, zu identifizieren. 150 000 Euro hat der Markenbildungsprozess bislang gekostet. Viel Geld, aber der Landkreis hat schon Geld für größeren Unsinn ausgegeben. Ob das Projekt zum Erfolg kommt, wird sich indes erst in ferner Zukunft erweisen. In Südtirol, das dem Landkreis als Vorbild dient, hat es zehn Jahre gedauert, bis das gezackte Bergpanorama auf Weinflaschen und Speckpackungen allgegenwärtig prangt.

Ein Problem hat nun allerdings Bernhard Sontheim, Vorsitzender des Strategieausschusses bei der Gwt, und Feldafinger Bürgermeister. Seine Gemeinde wirbt mit dem Slogan "Feldafing inspiriert", der Schriftzug ist ebenfalls mit einem großen grünen "F", das sich an einem blauen senkrechen Balken anlehnt, umgesetzt. Und dann gibt es ja auch noch das traditionelle Gemeindewappen mit den Erdbeeren. "Wir werden uns das schon genau überlegen, bei welchen Schreiben wir welches Logo verwenden, sonst sehen unsere Briefe ja aus wie ein Werbeprospekt", erklärt der Bürgermeister. Recht hat er. Schließlich hat auch Werbung ihre Grenzen.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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