Was Viktor Orbán politisch in Ungarn treibt, mag vielen missfallen. Darüber darf auch Kritik laut werden. Dass jedoch in Tutzing ernsthaft erwogen wurde, "wegen Orbán" die Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Balatonkenese aufzukündigen, wäre sicher das falsche Signal von Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) gewesen. Gut, dass der Tutzinger Freundeskreis mit Stefanie von Winning an der Spitze sich für einen Fortbestand der offiziellen Beziehungen stark gemacht hat. Und schließlich dafür doch ein einstimmiges Votum der Räte erzielte.
Gerade jetzt darf man den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen. Der ist über 24 Jahre sorgsam gewoben worden. Er wurde zu einem festen Band zwischen vielen Familien, vielen einzelnen Menschen der beiden Seegemeinden. Herzliche Freundschaften sind durch gemeinsame Erlebnisse entstanden. Ehrliches Interesse und ein respektvoller Umgang waren beim Zusammentreffen am Plattensee am Wochenende spürbar. Man erlebte durchaus differenzierte Sichtweise. Ganz abgesehen von der unglaublichen Gastfreundschaft und liebevollen privaten Aufnahme. Bedauerlich, dass die Tutzinger Delegation nur ganze 18 Teilnehmer zählte. Früher hatten schon einmal 70 Tutzinger samt Blaskapelle die 700-Kilometer-Fahrt auf sich genommen. Umgekehrt kamen früher drei Busse, zuletzt noch einer vom Plattensee. Momentan bemühen sich dort 30 Leute eines neu gegründeten Partnerschaftsvereins um weitere Begegnungen. Der Bürgermeister von Balatonkenese sprach schon die Einladung für nächstes Jahr aus: Die Ungarn wollen gemeinsam "Silberhochzeit" mit den Tutzingern feiern. Angemessen wäre es wohl, wenn die Tutzinger vom Zwei-Jahres-Turnus der Treffen abwichen. Und ihrerseits die Ungarn zur 1275-Jahrfeier und zur Fischerhochzeit einladen würden.