Kommentar:Gefährliche Rechenspiele

Rekordvolumen, Rekordverschuldung - der Landkreis geht ein Wagnis ein

Von Wolfgang Prochaska

Man muss es sich kurz bewusst machen: Der Kreistag hat am Montag einen Haushalt beschlossen, der nicht nur eine Rekordverschuldung, sondern auch ein Rekordvolumen aufweist. Und keiner der Kreisräte stimmte dagegen. Läuft da gerade etwas falsch? Oder ist der Starnberger Kreistag so von der Zahl der Flüchtlinge geschockt, dass er alle wirtschaftlichen Kriterien vergessen hat? Immerhin will der Landkreis im kommenden Jahr eine Summe von 34 Millionen Euro bewegen, um zehn Containeranlagen und sechs Hallen für Flüchtlinge zu bauen. Die Summe soll durch Kredite aufgebracht werden. Noch vor ein paar Jahren wäre ein Landrat und ein Kreiskämmerer mit diesen Zahlen von den Kreisräten und Bürgermeistern nach Hause geschickt worden. Nicht mit uns!, hätte es geheißen. Die Lage hat sich nicht sehr verändert, außer dass nun Asylbewerber untergebracht werden müssen. Die Unterkünfte will der Landkreis selber betreiben in der Hoffnung, die Investitionskosten durch die Regierung von Oberbayern und später durch normale Vermietung zurück zu erhalten. Für vier Jahre, so hofft Landrat Karl Roth, können die Container an den Staat für gutes Geld vermietet werden. Das hieße, dass auch noch in den kommenden Jahren ein hoher Bedarf an Plätzen vorhanden sein muss. Matthias Vilsmayer, Fraktionschef der Freien Wähler, zweifelte diese Rechnung als einziger Kreisrat an. "Ich hoffe, dass wir nicht auf den Kosten sitzen bleiben", meinte er im Hinblick auf die durchaus realistische Möglichkeit, dass schon 2016 weniger Asylbewerber kommen werden. Die Gefahr, dass sich gerade der Landkreis finanziell verzockt, ist nicht von der Hand zu weisen.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: