Pro Feuerwerksverbot:Deplatzierte Knallerei

In Zeiten, in denen viele Flüchtlinge zu uns kommen, ist die Knallerei einfach überflüssig

Von Sabine Bader

Es zählt zu den Besonderheiten des Fünfseenlands, dass hier - zumindest gefühlt - mehr Menschen als anderswo in der Republik leben, die sich bedeutend fühlen. Ob sie jetzt einen runden Geburtstag feiern, eine Horde Freunde zum Sommerfest im Garten laden oder sich gar dazu entschlossen haben, zu heiraten. Auch wer nicht eingeladen ist, soll daran teilhaben - wenn es sein muss via Nachthimmel. Oder er soll wenigstens wissen, dass hier etwas ganz Wichtiges passiert und er nicht dabei sein darf. Eigentlich auch ein bisschen gemein das.

Die Starnberger machen es also richtig, indem sie dem ungebremsten Mitteilungsdrang einen Riegel vorschieben. Da ist es nicht so entscheidend, ob die Stadträte es tun, weil sie den Tieren die Angst vor der Kracherei ersparen wollen oder um Umweltverschmutzung und nächtliche Ruhestörung zu verhindern. Und es mag jetzt vielleicht nach Gutmensch klingen. Aber in Zeiten, in denen Leute in Scharen ihr Leben riskieren, übers Mittelmeer zu uns fliehen, Heimat und Familie verlassen, um dann in Berg, Tutzing, Weßling oder Inning in Zelten und Turnhallen unterzukommen, mutet das ungebremste Feuergewerkle irgendwie noch deplatzierter an als sonst.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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