Kommentar:Es kann nur besser werden

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Der Bahnhof am See sieht ziemlich vergammelt aus. Die Stadt erkundet nun, was sich daraus machen lässt

Von Michael Berzl

Das Sehenswerteste am alten Starnberger Bahnhof ist derzeit noch ein gut sortierter Zeitschriftenladen mit hübscher Besuchskatze, die sich gerne auf einem der Bücherstapel niederlässt. Ansonsten: blätternder Putz, Pressspanplatten vor Fenstern, Kabelverhau. Das Vordach zu den Bahngleisen hin dient mittlerweile als Unterstand für Motorroller. Es ist ein verwahrloster Gesamteindruck, der hier wahrzunehmen ist und das schon seit vielen Jahren. Wer mit der S-Bahn am See ankommt, sollte seinen Blick lieber in die Ferne schweifen lassen. Über die ruhige Fläche des Wassers hinweg, bis zur Alpenkette.

Richtung Stadt ist der Anblick weniger wohltuend. Hinter zwei Reihen Metallzaun steht das in einem Terracotta-Ton angestrichene Empfangsgebäude da, das einmal prunkvoll war. Selbst in dem vergammelten Zustand lässt sich die einstige Ausstrahlung noch erahnen. Da sind ja noch die mit Ornamenten verzierten, hohen Rundbogen der Fenster, die Fassade mit Säulen und Kapitellen. Und man müsste ja nur die schweren roten Vorhänge aufziehen, um einen Blick in den immer noch wundervoll ausgestatteten König-Ludwig-Saal zu erhaschen. Da lässt sich schon etwas draus machen. Bürgermeisterin Eva John lässt jetzt erkunden, was sich daraus machen lässt.

Mehrere nicht mehr benötigten Bahnhofsgebäude an den beiden Linien im Fünfseenland sind mittlerweile in kommunaler Hand. Die Empfangsgebäude in Argelsried und Gauting sind ebenfalls schon seit Jahren leer und ungenutzt und kein schöner Anblick. Die Gilchinger wollen ein Café einbauen, die Gautinger überlegen noch. Es gibt aber auch sehr gelungene Lösungen zu besichtigen. So hat sich Feldafing ein gemütliches Café und zugleich einen Bürgertreff hergerichtet. In Steinebach gab es im Alten Bahnhof mehrere Jahre lang einen lebendigen Kulturbetrieb.

Nach langem Stillstand eröffnet sich auch in Starnberg zumindest die Chance, dass wieder etwas mehr Leben in den Bahnhof einkehrt. Seit fast zehn Jahren gehört die Immobilie schon der Stadt. Wer sich die derzeitige Tristesse dort an einem verregneten Dezembertag anschaut, erkennt schnell, dass es viel schlimmer kaum mehr werden kann. Aber es könnte besser werden. Ob es sich auch rentieren kann, soll sich nun zeigen.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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