Kommentar:Ein herber Schlag

Die Weßlinger Hauptstraße wird nach dem Bau der Umfahrung nicht zur Flaniermeile werden

Von Wolfgang Prochaska

Die Kritiker der Weßlinger Umfahrung werden sich bestätigt fühlen. Möglicherweise zu Recht. Die Befürworter der neuen Straße werden darauf hinweisen, dass es eine signifikante Verkehrsentlastung in der Hauptstraße durch die Umfahrung auf jeden Fall geben wird und damit auch mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität. Der alte Streit über die Sinnhaftigkeit dieser Umfahrung dürfte erneut aufflammen. Der Bau der Straße hat ja in der Gemeinde für erheblichen Diskussionsstoff gesorgt, nicht nur weil es um viel Geld, sondern weil es auch um die Zerstörung von Natur ging.

Nun stellt sich Ernüchterung ein, man konnte es schon im Gemeinderat beobachten. Denn Tatsache ist, und dies kann nicht bestritten werden: Die Hauptstraße kann nicht so umgebaut werden, wie es sich die Bürger und die Anwohner eigentlich gewünscht hätten - also nicht zu einer Flaniermeile, auf denen sich das halbe Dorf trifft, feiert und Autoverkehr eher die Ausnahme bleibt. Eine Menge Autos werden durch die Gemeinde weiter rollen. Zwischen 8000 und 10 000 lauten die Prognosen. Und jene Pläne, durch entsprechende Umbauten und Regelungen die Ortsdurchfahrt für Autofahrer so unattraktiv wie möglich zu gestalten, prallen an den gesetzlichen Vorgaben ab. Diese müssen wie Hohn in den Ohren all derjenigen klingen, die sich eine umfassende Verkehrsberuhigung gewünscht hatten. So muss die Hauptstraße weiterhin so breit bleiben, dass zwei Lastwagen passieren können. Und sie gilt weiter als Umleitungsstrecke, sollte die neue Straße gesperrt werden müssen. Dies ist ein herber Schlag für alle Anwohner, die sich berechtigt weniger Verkehrslärm wünschen.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: