Kommentar:Die Arbeit ist noch nicht getan

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Die Asylsozialberatung drastisch zu kürzen, ist fatal. Denn auch wenn aktuell wenig neue Arbeit dazukommt: Die Flüchtlinge, die da sind, sind noch lange nicht integriert.

Von Carolin Fries

Es ist Blödsinn, wenn Familie Z. aus Syrien im Asylverfahren zunächst von einem Asylsozialberater betreut wird und schließlich mit der Anerkennung einen neuen, sogenannten Migrationsberater vorgesetzt bekommt. Insofern macht die neue Beratungs- und Integrationsrichtlinie durchaus Sinn. Auch gegen den Grundsatz der neuen Integrations-Richtlinie Fördern und Fordern ist nichts zu sagen. Doch das ist es auch schon gewesen an Positivem. Unterm Strich ist die Verordnung nichts anderes als ein Sparprogramm. Was dabei übersehen wird: Die vorhandene Arbeit ist nicht weniger geworden, nur weil keine neue hinzukommt. Die meisten Flüchtlinge sind schließlich noch da.

Sie wird künftig nur anders verteilt werden. Was die Asylsozialberater, die nach dem aktuellen Stellenschlüssel 150 Menschen betreuen und künftig wohl weit mehr als die doppelte Anzahl, nicht schaffen, bleibt liegen für die ehrenamtlichen Helfer. Die sind nach Jahren des Engagements nicht selten ausgebrannt. Es gibt auch im Landkreis kaum einen Helferkreis, der die Zahl der Aktiven aus den Anfangszeiten halten konnte. Die Politik wird nicht müde, deren verdienstvolle Arbeit anzuerkennen - mit Worten, Urkunden, Blumen. Um ihnen schließlich wieder einen Brocken hinzuschmeißen, an dem sie sich abarbeiten können. Dass die Helferkreise nun mit einer Petition an den Landtag gehen wollen, verwundert nicht. Was genug ist, ist genug.

Doch nicht nur die Ehrenamtlichen, auch die Rathaus-Verwaltungen werden künftig stärker betroffen sein, wenn es in den Gemeinschaftsunterkünften zu Problemen kommt. Und davon ist auszugehen, wenn 130 mitunter traumatisierte Menschen aus verschiedenen Kulturräumen auf engstem Raum zusammenleben Ohne Ansprechpartner. Es passt nicht zusammen, dass die Polizei Gemeinschaftsunterkünfte einerseits als gefährliche Orte einstuft und der Staat andererseits die Sozialberatung kürzt.

© SZ vom 16.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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