Bisher war der Landkreis trotz steigender Flüchtlingszahlen und trotz neuer Containeranlagen ein Hort des ruhigen und überlegten Handelns. Dies war nicht nur den vielen Helferkreisen zu verdanken, die sich mit großer Energie und Umsicht um die Asylbewerber gekümmert haben beziehungsweise immer noch kümmern, sondern auch der Kreisbehörde. Landrat Karl Roth hat fast 50 neue Stellen geschaffen, die sich ausschließlich dem Thema Asyl widmen und, was bislang für Vertrauen bei den Bürgern sorgte, er organisierte gemeinsam mit den Bürgermeistern der Gemeinden, in denen eine Zelt- oder Containeranlage errichtet werden sollte oder eine Turnhallen-Belegung bevorstand, große Info-Veranstaltungen, in denen er sich den Fragen der Bürger stellte. Nicht zu vergessen die Aufklärungsarbeit in den Gemeinderäten und Bürgerversammlungen, für die seine Mitarbeiter zuständig waren und sind.
Nach den Gemeinderatssitzungen in Berg, Gauting und Seefeld muss man nüchtern feststellen: Die Aufklärungsarbeit ist an ihre Grenzen geraten. Bei nicht wenigen Bürgern wächst der Unmut, ein Unmut, der sich aus Unsicherheit, Gerüchten, Angst und zum nicht geringen Teil aus der Verärgerung darüber speist, dass eine Containeranlage für Flüchtlinge just in unmittelbarer Nähe ihres Hauses errichtet wird - oder wie im Fall Berg - eine Halle im bislang verschonten Ortsteil Höhenrain. Es sind also vielerlei Gründe, die jetzt durchschlagen und zu teilweise chaotischen und hässlichen Szenen in den Sitzungen auf den Besucherbänken führen. Vom zivilen Ungehorsam ist gar die Rede. Das ist kein gutes Zeichen, zumal die Flüchtlingszahlen vorerst zurückgehen, dennoch der Landkreis 32 Asylbewerber in der Woche aufnehmen muss. Das einzige Mittel, das gegen diese Negativ-Stimmung hilft: viel Aufklärung und guter Wille.