Kommentar:Den Bach runtergegangen

Die Planung für die Mühlstraße in Dießen ist ein Desaster

Von Armin Greune

Wir wollten den Mühlbach ja erlebbarer machen, so können Kinder noch durch die Gitter gucken". Eher unabsichtlich und völlig ironiefrei fasst Vizebürgermeister Peter Fastl zusammen, wie Dießens hehre Ziele bei der Neuverlegung des Wasserlaufs buchstäblich den Bach runtergegangen sind. Die Mühlstraße sollte zum Flanieren und Verweilen einladen. Kinder hätten im Wasser planschen dürfen, Bürger und Besucher die Füße darin baumeln lassen. Stattdessen wird der Mühlbach aus versicherungsrechtlichen Bedenken mit einem Geländer verbarrikadiert.

So wenig Starnberg sonst als städtebauliches Vorbild taugt: Der am Wochenende eingeweihte Zugang zum Georgenbach zeigt, dass es auch anders geht. Sofern es das Wetter zulässt, sitzen seitdem Leute auf den Stufen am Wasser, ratschen oder schlecken Eis - obwohl der Lärm an Starnbergs verkehrsreichster Kreuzung das Wasserrauschen übertönt. Dießens Achse zwischen Seeanlagen und Marktplatz ist nun zwar verkehrsberuhigt, bietet aber kaum, was Städteplaner unter Aufenthaltsqualität verstehen. Es wird eher darum gerungen, so viele Parkplätze wie möglich auf dem teuren Natursteinpflaster anzulegen. Das erklärte Ziel, "Wasser erlebbar zu machen" ist einem "Wasser ansehen können" gewichen. Und selbst das war vor dem Umbau eher gewährleistet, als noch der künstliche Wasserfall am Untermüllerplatz rauschte. Die Fehlplanung ist nicht nur dem Architekten Klaus Immich anzulasten, sondern auch dem Gemeinderat. Statt ein Konzept zu verfolgen, wurden immer neue Ideen wie ein Mühlrad diskutiert. Herausgekommen ist schlicht ein Desaster.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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