Der Unmut über die Luxusstühle im künftigen Gilchinger Rathaus ist nicht nur im Gemeinderat zu spüren, sondern auch längst in der Bevölkerung ein Reizthema. Das hat nun Bürgermeister Manfred Walter (SPD) auf den Plan gerufen, der am Dienstag sogar mit seinen zwei Stellvertretern Martin Fink (CSU) und Fritz Wauthier (SPD) vor der Presse einen Befreiungsschlag versuchte. Mit am Tisch saß der Planer Professor Horst Teppert, dem nicht wenige Gemeinderäte ein "desaströses Ausschreibungsergebnis" wegen der überteuerten Sesseln vorwerfen. Auch Teppert ist massiv unter Druck geraten und muss sich ständig rechtfertigen.
Dabei lief anfangs alles ganz normal. Den Kosten und Konzepten für die Möblierung des Rathauses wurden fast immer einmütig im Gremium zugestimmt - bis endlich, aber viel zu spät - mal nachgefragt wurde, was denn das Inventar so im Einzelnen koste. Dabei kam heraus, wie teuer die Ratsstühle sind, die nach den Vorgaben unbedingt elegant und repräsentativ sein sollen. Dass nun die Volksvertreter doch noch hellhörig wurden und nach einzelnen Inventarposten nachfragten, ist sicher gut. Allerdings hat sich das Ratsgremium wohl lange Zeit davon blenden lassen, dass das Kostenbudget fürs neue Rathaus von 17,5 Millionen Euro eingehalten werde.
Hätten die Mandatsträger rechtzeitig nachgehakt, wäre der Streit auf der Zielgeraden beim Rathausprojekt nicht so aus dem Ruder gelaufen. Denn die Ausschreibungen haben das Klima im Rat vergiftet. Und das Argument, trotz der neuen Stühle und des notwendigen Inventars deutlich unter dem gesamten Kostenlimit von 17,5 Millionen Euro zu liegen, ist eher dürftig. Schließlich könnten mit weiteren Einsparungen andere profitieren, die wirklich rechnen müssen. Zum Beispiel bedürftige Eltern oder manche Vereine.