Kommentar Contra:Demonstration der Macht

Fraktionszwänge gewinnen über die berechtigten Sorgen der Eltern

Von Peter Haacke

"Bei uns haben Familien Vorfahrt", heißt es vollmundig auf der Homepage des Bündnisses Mitte Starnberg - jener Gruppierung also, der Starnbergs Bürgermeisterin John vorsteht. Zyniker mögen nun anfügen: Aber nur, wenn sie Auto fahren! Rund 240 000 Euro hat es Starnberg bislang gekostet, Schüler aus den Ortsteilen mit dem Schulbus verkehrssicher, betreut und zielgenau zu transportieren; mehr als die Hälfte zahlt der Freistaat. Ein Klacks also angesichts des millionenschweren Gesamtetats der Stadt. Doch damit ist es nun vorbei. Während sich etwa über Grundstückseigentümer, Kulturschaffende und demnächst vielleicht sogar über Hundebesitzer ein Füllhorn an Wohltaten ergießt, wird ausgerechnet an den Kleinsten gespart. Mehr als 1300 Unterschriften haben Eltern gesammelt, um den erzwungenen Umstieg ihrer Kinder auf den MVV zu verhindern - vergeblich: Fraktionszwänge zählen mehr als berechtigte Sorgen von Eltern kleiner Kinder. Eine Machtdemonstration der Allianz aus WPS, BMS, FDP und Bürgerliste, die sachliche Debatten und das Abwägen von Argumenten - nicht zum ersten Mal - entbehrlich machen. Man hätte getrost auch ohne Debatte abstimmen können. Die Aussage des BMS aber, "Unsere Familien haben erste Priorität", wird Betroffenen noch lange in Erinnerung bleiben.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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