Es ist ein Zeichen. Ein Warnzeichen. Dass in diesem Jahr das Tutzinger Volksfest nicht stattfindet, mag oberflächlich betrachtet kein Beinbruch sein. Im nächsten Jahr können die Tutzinger alles nachholen, dann wird es einen ganzen Reigen von Jubiläen und Festen in ihrer Gemeinde geben - angefangen bei der 1275-Jahrfeier bis zur beliebten Fischerhochzeit, die Tausende Besucher an den Starnberger See locken wird. Die Frage ist nur, was kommt danach?
Es ist ja nicht so, dass in zwei Jahren die Probleme gelöst sind, denn die Kosten etwa für den privaten Sicherheitsdienst werden nicht geringer sein, auch das Rote Kreuz möchte seinen Obolus und die Auflagen werden bleiben. Ungewiss ist obendrein, wie immer, wie das Wetter wird: Regnet es, fällt der Besuch im Festzelt im wahrsten Sinn des Wortes ins Wasser. Bei großer Hitze wiederum zieht es auch keinen Besucher ins stickige Festzelt. Und die Angebote rund um das Fest - die Schiffsschaukel oder ein Kinderkarussell - mögen auf der "Oidn Wiesn" auf dem Münchner Oktoberfest ihren eigenen, nostalgischen Reiz haben, nicht aber draußen auf dem Land. Kleine Volksfeste sind schon lange keine Selbstläufer mehr. Was zieht und das Festzelt füllt, sind bekannte Politiker, aber bekanntlich ist der Großteil von ihnen für ein Festzelt ungeeignet. Eine Sabine Leutheusser-Schnarrenberger mag redlich sein, aber ein Markus Söder bietet die bessere Polit-Show - und hat noch die Lacher auf seiner Seite. Aber selbst die Polit-Prominenz kann nicht mehr viel retten - wie das Dießener Seefest zeigte. Es ist verschwunden, trotz schriller Miss- und Mister-Wahlen.
Die Konkurrenz in Form von Stadlfesten ist einfach zu groß, dort geht die Jugend hin, und die Jugend ist mobiler denn je. Gerade im Sommer ist an jedem Wochenende im Fünfseenland viel los. Den traditionellen Volksfesten fehlt einfach die frühere Klientel. Sie sind aus der Zeit gefallen.