Kommentar:Alte Probleme, neue Ideen

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Als letzter Ausweg bleibt jungen Familien oder Senioren, die sich Wohnen im Fünfseenland nicht mehr leisten können, womöglich nur noch der Wegzug

Von Otto Fritscher

Es gleicht einer Quadratur des Kreises, im - sagen wir es mal direkt - sauteuren Landkreis Starnberg ausreichend Wohnraum zu schaffen, den sich "Otto Normalverdiener" noch leisten kann. Nicht umsonst nehmen Polizisten, Krankenschwestern und andere, die ihr Job nicht gerade reich macht, weite Anfahrtswege zu ihrer Arbeitsstelle in Kauf. Das Problem ist nicht neu, sondern vielmehr schon Jahre und Jahrzehnte bekannt - nur, dass der Zuzugsdruck immer noch gewaltig ist und auf absehbare Zeit nicht nachlassen wird. Auch die Folgen sind seit langem bekannt: Die Immobilienpreise steigen und steigen, die Mieten schießen durch die Decke.

An diesen Entwicklungen wird sich kurz- und mittelfristig kaum etwas ändern lassen. Die Politiker können nur versuchen zu bremsen, gegenzusteuern und sanft in andere Richtungen zu lenken. Zum Beispiel, indem neue Formen des Wohnens wie Baugemeinschaften oder nachbarschaftliches Wohnen nicht argwöhnisch beäugt, sondern tatkräftig gefördert werden. Tatsache bleibt: Nicht jeder, der hier wohnen will, wird das auch ohne große Einschränkungen können, sofern er nicht über ein üppiges Einkommen verfügt.

Stichwort Einkommen: Viele Firmen im Landkreis lassen sich nicht lumpen und zahlen gute Gehälter. Sie wissen, dass sie sonst angesichts des Fachkräftemangels bald ohne ausreichend Mitarbeiter dastehen würden. Allerdings müssten sich auch insbesondere große, weltweit agierende Unternehmen - und von diesen gibt es etliche im Landkreis - stärker engagieren und Firmenwohnungen für einen Teil ihrer Mitarbeiter bauen. Das bringt natürlich erst mal keine Rendite - aber zufriedene und treue Mitarbeiter. Es muss also gebaut werden - aber nicht um jeden Preis, sondern nachhaltig und umweltverträglich. Aber es bleibt auch die Tatsache: Bauen kann man nur auf realem Grund und Boden, sonst bleiben alle Pläne Luftschlösser.

Man kann es sich natürlich auch so einfach machen wie Günter Schorn: Der Vorsitzende der Kreisgruppe Starnberg im Bund Naturschutz plädiert dafür, im Außenbereich einfach nicht mehr zu bauen, weder Wohnbauflächen noch Gewerbegebiete auszuweisen. Dafür will er in den Ortszentren höher und dichter bauen lassen. Die Bürger, die hier wohnen und im Verkehr zu ersticken drohen, werden sich schön bedanken. Als letzter Ausweg bleibt jungen Familien oder Senioren, die sich Wohnen im Fünfseenland nicht mehr leisten können, womöglich nur noch der Wegzug in günstigere Wohngegenden dieser Republik.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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