Kommentar:Als Naturschützer disqualifiziert

Lesezeit: 1 min

Bürgermeister Werner Grünbauer hat den Pflegevertrag mit dem Bund Naturschutz für ein Biotop am Hirschberg nicht verlängert

Von Armin Greune

Wer die Homepage der Lokalen Arbeitsgruppe Ammersee (LAG) im Leader-Projekt aufruft, wird vom Vorsitzenden begrüßt. Werner Grünbauer spricht vom "kostbaren Schatz einer einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft", er sei "sehr stolz und zugleich sehr dankbar, dieses Privileg, alles gemeinsam nutzen, genießen und wahrnehmen zu dürfen". Als Bürgermeister von Pähl ist er dafür verantwortlich, dass eins der kostbarsten floristischen Juwele der Region vor die Hunde zu gehen droht: Er hat den seit Jahrzehnten laufenden Pflegevertrag für die Hangwiese am Hirschberg mit dem Bund Naturschutz nicht verlängert.

Der Grund ist nicht, dass der BN die Aufgabe nicht zufriedenstellend gelöst hätte: Wie Grünbauer selbst verkündet, hofft er, sich mit der Kündigung Vorteile für seine Feldzüge auf anderen Schlachtfeldern zu verschaffen. Denn er kann weder mit seiner Forderung nach einem Radweg an der Birkenallee noch mit seinen Erschließungsplänen für die ramponierte Pähler Schlucht Fortschritte vorweisen. Da ist der Bürgermeister wohl der Annahme erlegen, er könne Druck auf "den Naturschutz" ausüben, wenn er einen ökologisch und ästhetisch einzigartigen Magerrasen verkommen lässt.

Welcher Zusammenhang zwischen dem Biotop und dem Radweg, für den das staatliche Straßenbauamt zuständig ist, besteht, bleibt Grünbauers Geheimnis. Und auch für die Verwüstungen im Schluchtwald im Auftrag der Privateigentümerin kann er kaum den BN verantwortlich machen. Vielmehr ärgerte er sich darüber, dass Naturschützer die unsachgemäße Fällaktion im Februar 2014 anprangerten. Gutachten belegen inzwischen, dass dadurch irreparable Schäden entstanden sind. Grünbauer aber hatte den Eingriff verteidigt, auch weil er den Plan verfolgte, dort einen Wanderweg zu bauen. Davon ist inzwischen nichts mehr zu hören, stattdessen beschuldigt Grünbauer öffentlich BN-Mitglieder, in der Schlucht widerrechtlich Eiben gepflanzt zu haben. Tatsächlich haben aber zum Walderlebnistag 1999 Pähler Schulkinder dort unter Anleitung staatlicher Förster 100 Eiben-Sämlinge eingesetzt.

Mag sein, dass Grünbauers umwelt- und landschaftsfeindliche Positionen im Pähler Gemeinderat noch Mehrheiten finden. Für den Vorsitz der LAG aber, die mit dem Leitsatz "Ammersee - Schatz für Generationen" gestartet ist, hat er sich disqualifiziert.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: