Wasser erlebbar machen" hieß der Slogan, mit dem im Vorfeld für den 5,6 Millionen Euro teuren Umbau der Dießener Mühlstraße geworben wurde. Weil der Bach aus der alten Betonröhre entlassen und abgesenkt werden sollte, wurde auch die künstliche Kaskade am Untermüllerplatz geschleift. Nachdem das Werk nun fast fertig ist, bleibt die Erkenntnis, dass nur die rückwärtigen Anlieger am Fußweg "Reitstege" vom neu gebetteten Bachlauf profitieren - zuvor war er vor ihren Häusern in zwei Meter Höhe vorbeigeflossen.
Zur "öffentlichen" Seite, der Mühlstraße hin, aber präsentiert sich der Bach abweisender denn je - vor dem Umbau konnte man ja vor dem Kino noch ungehindert ans Wasser gelangen. Immerhin war noch ein zimmergroßer Platz als einzig verbliebener Zugang zum Bach geplant, wo der Bach in ein oberschenkeltiefes Becken stürzt. Im Sommer wurde diese Planschgelegenheit schon gerne genutzt - doch nun fordert der Gemeindeunfallversicherungsverband (GUV) das Becken mit Geländern abzuriegeln.
Wieder mal wird - im zum Scheitern verurteilten Bestreben, auch noch das letzte Restrisiko zu beseitigen - ein Ortsbild nachhaltig verunstaltet. Es sei nur daran erinnert, wie 2011 eine Grünfläche für einen stets leer stehenden Parkplatz in Utting geopfert wurde, weil der GUV pro Sitzplatz in den Feuerwehrautos einen Stellplatz für die Privatwagen der Feuerwehrleute verlangt. Vor den ähnlich absurden Forderungen der Versicherer wird nun wohl auch Dießen einknicken. Aus dem Mühlbach aber sollten alle Kommunen eine Lehre ziehen, die einen Umbau ihrer Bach-, Fluss- oder Seeufer ins Auge fassen: Finger weg! Denn was bisher als Bestand geduldet wurde, könnte unter den immer strengeren Vorsichtsmaßnahmen der Versicherer dazu führen, dass die Bürger vom Wasser ganz ausgesperrt werden.