Kolumne:Ehre, wem Ehre gebührt

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Einige Politiker im Landkreis verfügen über besondere Fähigkeiten - und hätten sich dafür wirklich akademische Titel verdient

Von Eurem Nepomuk

Leute, Ihr dürft mich von jetzt an Doktor Nepomuk nennen. Oder nein: Ihr müsst! Den Titel hab' ich mir nämlich selbst verliehen. Denn eigentlich müsste ich ihn sowieso längst haben. In welchem Fach? Na, das ist doch klar: Im Geschichten ausgraben natürlich! Schließlich mach' ich das seit Jahrzehnten jede Woche brav für Euch. Nur von mir erfahrt Ihr all die tollen Dinge, die unsere lieben Mitmenschen so anstellen - ob absichtlich oder unabsichtlich.

Natürlich darf nur ich mir selbst einen Doktor spendieren. Aber wenn sie es dürfte, würde sich die gute John Evi sicher einen kleinen schnuckligen Professorentitel anheften: Professorin im Tempo 30-Zonen ausweisen, oder für Alleingänge. Einen netten Magister würde sich der Schiller Christian aus Herrsching ausgucken. Der ist auch ein alter Bürgermeisterfreund von mir und will den Magistertitel natürlich für seine Weltraum-Fantasien haben. Den Ehrendoktor würde sich der Unger Peter grapschen. Für seine Milliarden von Anträgen, mit denen er das Landratsamt schon zugepflastert hat. Ihr wisst schon, er ist der grüne Gilchinger Gemeinderat und Kreisrat, der es immer wieder schafft, Beamtenköpfe zum Qualmen zu bringen und so manchen Landrat an den Rand des Nervenzusammenbruchs zu treiben. Das lob' ich mir.

Apropos, mein alter Spezl Karl Roth hat jetzt übrigens auch einen Doktor. Nein, den hab' nicht ich ihm verliehen. Warum sollte ich auch? Den Titel hat ihm die Rektorin der Gautinger Josef-Dosch-Grundschule, die Bernlocher-Rettstatt Elke, in ihrer Rede verbal ans Revers geheftet, als er die Sieger des Malwettbewerbs für den neuen MVV-Fahrplan geehrt hat. Vielleicht dachte sie: Ach, das klingt nach mehr? Oder aber, sie steht selbst total auf Titel? Wäre gern eine Baroness oder Gräfin - natürlich mit Doktortitel oben drauf? Klar, die gute Elke könnt' sich auch einfach getäuscht haben. Aber eine Rektorin täuscht sich doch nicht, oder?

Wahrscheinlich ist der Doktor vom Roth Karli auch eine Art Schmerzensgeld für all den Unbill im Amt - Peter und Evi inbegriffen. Der Karl findet das offensichtlich auch, denn er hat es tunlichst unterlassen, die Schulleiterin in seiner anschließenden Rede zu korrigieren. Ganz nach dem Motto: Ehre, wem Ehre gebührt, verrät

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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