Kolumne:Der elektrische Landrat

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Karl Roth hat jetzt einen Hybrid-BMW als neuen Dienstwagen - und das Kennzeichen STA-R 1 wieder aktiviert

Von Eurem Nepomuk

Ich weiß nicht, warum um Autokennzeichen so viel Hokuspokus gemacht wird. Wahrscheinlich muss ich es nicht verstehen. Dass ein Geschäftsmann in den Vereinigten Arabischen Emiraten für ein Autokennzeichen mit der Nummer "1" auf dem Schild ein paar Millionen Dollar ausgegeben hat, um es zu ersteigern, gehört zu den wunderlichen Dingen dieser Welt. "Wer will nicht die Nummer 1 sein?", soll er gesagt haben. Bescheidener ging es in der Schweiz zu, genauer gesagt im Kanton Wallis. Dort wurde bei einer Auktion das Kfz-Schild "VS-1" für 160 100 Schweizer Franken ersteigert. Ja, Leute, darüber kann unser Landrat nur lächeln. So viel Geld würde er nie für ein Nummernschild ausgeben, was auch daran liegen mag, dass der Landkreis gerade ordentlich Schulden anhäuft.

Nein, unser Karl Roth macht es auf die einfache, sparsame Tour. Er bestellt sich als Dienstfahrzeug einen neuen Fünfer-BMW, und zwar jenes Modell mit einem zusätzlichen Elektromotor. Diese Hybrid-Dienstlimousine fährt deshalb ein paar Kilometer elektrisch und darf als Zusatz auf dem Kennzeichen ein dickes E für Elektroantrieb tragen. Ja, und dann hatte unser Landrat eine noch bessere Idee: Wie sich manche Starnberger noch erinnern, fuhr der Vorvorgänger von Karl Roth, Rudolf Widmann, mit dem Autokennzeichen STA-R 1 herum. Das war kurz und knapp und die Aussage überdeutlich. Sein Nachfolger Heinrich Frey ließ nach Widmanns Tod das Kennzeichen sperren. So wurde es bis heute gehandhabt. Bis eben der Roth Karl seinen neuen Elektro-BMW bestellte und gleich einen Geistesblitz hatte: Was könnte die Fortschrittlichkeit des Landkreises Starnberg besser zum Ausdruck bringen als ein Nummernschild STA-R 1 mit dem Zusatz E? Gedacht, getan, drangeschraubt! Seit neuestem also gibt es wieder das berühmte Nummernschild. Und weil es so auffällig ist, wird unser Landrat beim Parken oder Tanken häufig drauf angesprochen. Nicht, dass ich ihm diese Aufmerksamkeit nicht vergönnen würde, es ist ja eine Kombination, die man sich leicht merken kann. Aber wie ich gehört habe, soll ihn kürzlich ein Autofahrer gefragt haben: "Sind Sie Elektriker?" Der Roth Karl soll etwas irritiert geschaut haben - bis ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufging. Es war das E am Nummernschild. Sage da einer, ein Landrat hätte es leicht, denkt Euer Nepomuk

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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