Königswiesen:Großprojekte mit Gegensätzen

Lesezeit: 2 min

Soll in zwei Jahren auf Standardmaß ausgebaut werden: die Bahnunterführung in Königswiesen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Bahn will heuer die von den Stockdorfern lange ersehnte Modernisierung des Bahnhofs und 2019 den heftig umstrittenen Ausbau der Unterführung angehen. Dazu gibt es nun einen Infoabend

Von Michael Berzl, Königswiesen

Auf der Bahnlinie nach Tutzing stehen zwei Großbaustellen bevor: Noch heuer wird der Bahnhof in Stockdorf ausgebaut, was zur Folge hat, dass dort im Sommer zwei Monate lang keine S-Bahn hält. Zwei Jahre darauf wird die Unterführung in Königswiesen erneuert, was ebenfalls einige Beeinträchtigungen mit sich bringen wird. Mindestens ein Jahr lang ist die Durchfahrt dann für Autofahrer gesperrt. Bereits in der kommenden Woche gibt es zu dem Großprojekt einen Informationsabend im Gautinger Rathaus.

Die Erwartungshaltungen in den beiden Orten könnten unterschiedlicher kaum sein. Für die Stockdorfer geht mit der Modernisierung der verwahrlost wirkenden Haltestelle ein schon lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Laut Ankündigung eines Bahnsprechers sollen die Arbeiten gleich nach den Osterferien beginnen. Für die Königswieser dagegen könnte die jetzige Situation ruhig noch lange so bleiben. Die Bahnunterführung ist derzeit vergleichsweise eng und stellt daher für große Lastwagen ein echtes Hindernis dar; die Fahrer müssen langsam um die Kurve rangieren, um die Engstelle zu passieren. Nach dem Neubau ist die Durchfahrt breiter und höher; das könnte zusätzlichen Verkehr anlocken, befürchten Kritiker.

Mit großer Ausdauer, aber letztlich vergeblich haben sie sich gegen die große Lösung gewehrt. Es wurden Unterschriften gesammelt, eine Bürgerinitiative mit dem programmatischen Namen "Gegenverkehr" hat sich gegründet, die Grünen haben immer wieder versucht, die große Lösung noch zu verhindern. Letztlich wurde aber die Variante beschlossen, die Bahn und Landratsamt für sinnvoll halten. Nach der aktuellen Planung wird die Unterführung neun Meter breit und 4,50 Meter hoch; diese Ausmaße entsprechen den Förderrichtlinien. Laut der jetzigen Beschilderung ist dort Schluss für Laster, die mehr als 3,80 Meter hoch sind. Die Fahrbahn ist lediglich fünf Meter breit.

Für die Verkehrsbelastung von Königswiesen sind aber nicht zur die Ausmaße dieser Passage entscheidend, sondern in hohem Maße auch andere Entwicklungen im Straßennetz. Bis in zwei Jahren dürfe voraussichtlich auch die Westumfahrung von Starnberg fertig sein, die in die Kreisstraße nach Hausen mündet. Auch diese neue Trasse könnte sich auf Verkehrsströme auswirken. Die unfallträchtige Kreuzung im Osten von Königswiesen soll währenddessen zu einem Kreisverkehr umgebaut werden.

Der Umbau der alten Bahnunterführung ist aufwendig. Das neue Bauwerk soll neben der jetzigen Unterführung errichtet und dann eingeschoben werden; dafür muss dann die Bahnlinie einige Tage gesperrt werden. Die Straße dagegen ist während der gesamten Bauzeit gesperrt, sodass Autofahrer Umwege in Kauf nehmen müssen. Wie die offizielle Umleitung verläuft, muss noch geklärt werden. Radler und Fußgänger sollen die Baustelle aber passieren können. Details wird die Diplom-Ingenieurin Helga Hobelsberger-Goetze beim Infoabend am Mittwoch, 25. Januar, im großen Sitzungssaal des Gautinger Rathauses vorstellen. Sie ist die zuständige Projektleiterin bei der DB Netz AG. Die öffentliche Veranstaltung, zu der die Gemeinde einlädt, beginnt um 19.30 Uhr.

Dass die Bahn schon so frühzeitig über das Projekt informiert, hat seinen guten Grund. Die Arbeiten sollen zwar erst im März 2019 beginnen, der Antrag für das dafür nötige Planfeststellungsverfahren wird aber bereits in diesem Februar beim Eisenbahnbundesamt eingereicht, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Im Zuge dieses Verfahrens können sich nicht nur Behörden und Verbände dazu äußern, sondern auch betroffene Bürger haben Gelegenheit, ihre Bedenken zu formulieren. Dazu gehört auch eine öffentliche Auslegung von Plänen und Erläuterungen. "Wir wollen jetzt schon um Verständnis werben, damit die Leute wissen, was geplant ist und warum das notwendig ist", sagte ein Bahnsprecher der SZ.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: