In ihren Ausstellungen thematisiert Gisela Forster gerne die Dualität des Menschen. Bei ihr gibt es keine Mitteltöne. Es geht um Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Dabei stellt die Künstlerin dem irdischen, gold-glänzendem Schein gerne die dunklen Abgründe des Individuums beziehungsweise der Menschheit entgegen.
In ihrer neuen Ausstellung folgt die Diplomingenieurin, Philosophin und Künstlerin dieser Tradition. "'Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust' oder 'Wo Licht ist, ist auch Schatten' oder 'Leben zwischen Lustwiesen und Darknet'" heißt die Installation im Kunsthaus in Wörthsee. Die Idee zu der Schau kam Forster anlässlich des diesjährigen Faust-Festivals in München. "Da geht es immer nur ums Gretchen", erklärte die Künstlerin, für die das Zitat mit den beiden Seelen eines der Kernpunkte des Goethe-Stücks ist.
Forster hat den Faustschen Spruch auf die modernen Menschen übertragen. Wer aus ihrem Haus tritt, sieht auf der Wiese mit dem herrlichen Blick auf den Wörthsee eine Art Theaterkulisse. Forster hat den See mit Segelbooten, dahinter die Hügel und Kirchen auf eine Bretterwand gezeichnet. Das in den Boden eingelassene Gerüst scheint perspektivisch mit der echten See-Silhouette zu verschmelzen. Planschbecken sind aufgestellt, darin schaukeln Plastiktiere. Diese heitere Idylle stellt die "Lustwiesen" dar. Doch die seligen, freudvollen Lustwiesen haben eine Kehrseite, "von der darf niemand etwas wissen". Ein Schild weist den Weg zum "Darknet". Folgen die Besucher dem Pfeil, dann werden sie auf die Rückseiten der Kulissen geführt.
Aus dem Paradies wird die Hölle. Schwarze Planen, verschiedene Netze mit engeren und weiteren Maschen sind um die "Stehkabinen" drapiert. "Quälen" steht in einer, in einer anderen "Verbrechen" und "Porno". Manchmal sind die Netze komplett verknotet, dann wieder durchlässig. Das Ganze wirkt geradezu grässlich. Lustwiesen und Darknet lassen an die Werke des Renaissance-Malers Hieronymus Bosch mit seinen Extremen zwischen paradiesischen Freuden und dämonischen Höllenwesen denken.
"Es geht bei diesen beiden Blickwinkeln nicht um Böse und Gut, nicht um wertende oder abwertende Moral, es geht um die Akzeptanz der Existenz der sichtbaren, akzeptierten und der verborgenen Welt, einer Welt, die wir als Schein vor uns hertragen, und einer Welt, die wir als verborgene Substanz in unserem Denken, Wünschen und Wollen mitschleifen", erklärt die Künstlerin. Die Besucher sollen sich ihren verborgenen Trieben, Sehnsüchten und Wünschen stellen und "Mut haben, in unsere Schattenseiten zu sehen".
Das könne jeder natürlich mit sich selbst ausmachen. Forster sieht ihre Ausstellungen aber immer auch als Ort der Begegnung und des Austausches. Eine lange Kaffeetafel ist im Haus gedeckt. An der dürfen die Besucher dann über ihre Eindrücke diskutieren.
Die Ausstellung ist am Dienstag, 27. März, und Karfreitag, 30. März, in der zeit von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Die Vernissage ist am Freitag, 6. April, von 16 bis 18 Uhr. Am Samstag und Sonntag,, 7. und 8. April, sowie am Freitag, 13. April, und Dienstag, 17. April, ist die Installation ebenfalls zwischen 16 bis 18 Uhr geöffnet. Das Kunsthaus am Wörthsee befindet sich in Inning, Ortsteil Schlagenhofen, Grünbichl 23.