SZ-Adventskalender:Mehr Licht

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Die Nachbarschaftshilfe Inning benötigt Geld für Einzelbetreuung und eine Sinnesstraße

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Inning

Ein Mann, nennen wir ihn Helmut, kommt ins Büro und will dringend etwas mitteilen. Er bringt jedoch nur unverständliche Laute hervor. Man merkt, wie frustriert er darüber ist, dass ihn niemand versteht. "Er redet und redet und redet, aber man versteht ihn nicht", sagt Sabina Eisenmann von der Nachbarschaftshilfe Inning. Wie sie erklärt, ist das Sprachzentrum des Mannes nach einer Gehirnblutung gestört.

Von heute auf morgen konnte sich der etwa 60-Jährige, der mitten im Leben stand, nicht mehr mitteilen. Sein Geist ist eingesperrt in einem Körper, der nicht mehr so will, wie er es gerne hätte. Helmuts Ehefrau arbeitet und kann ihn tagsüber nicht betreuen. Er ist in der Tagespflege der Nachbarschaftshilfe Inning untergebracht, fällt aber durch das Raster der Betreuungsangebote. Für das Tagespflegekonzept ist er nur bedingt geeignet. Er ist nicht dement, wie viele andere Patienten hier. Helmut hatte in seinem früheren Leben vor seiner Erkrankung einen qualifizierten Beruf, er leitete eine Firma. Das Programm mit Vorlesen, Singen und Basteln füllt ihn nicht aus. Umgekehrt fühlen sich die anderen Patienten auch von ihm gestört. Er ist ihnen zu unruhig, wenn er ihnen wieder einmal unbedingt etwas mitteilen will und ungeduldig wird, weil ihn niemand versteht. Denn Helmut ist sich seiner Defizite bewusst, und das macht den Umgang mit ihm schwierig.

Bei der Nachbarschaftshilfe fühlt er sich am wohlsten in den Büroräumen der Verwaltung. Die Mitarbeiter nehmen es geduldig hin, wenn er neben ihnen steht und angestrengt auf sie einredet. Für Helmut wäre ein anderes Konzept erforderlich, eine Einzelbetreuung beispielsweise. Doch diese intensive Betreuung wird nicht gefördert, die Nachbarschaftshilfe muss die Kosten dafür selbst aufbringen. Ein erster Schritt zur intensiveren Betreuung ist der Männerstammtisch, den die Nachbarschaftshilfe speziell für Patienten eingerichtet hat, die in ihrem früheren Berufsleben sehr qualifiziert waren. Zur Gruppe gehören beispielsweise ein Arzt oder ein Opernsänger. Dort fühlt sich auch Helmut wohl. Weil die Gruppe sich aber in einem Café trifft, sind zwei speziell ausgebildete Helfer erforderlich, die die Männer begleiten. Die Nachbarschaftshilfe kann bei Bedarf auf 50 ehrenamtliche Helfer zurückgreifen. "Das ist immens wichtig, nur so kann es funktionieren, aber es zahlt halt keiner", sagt Eisenmann. Doch "geht nicht" gibt es nicht bei der Nachbarschaftshilfe. Im Vordergrund steht, dass für jeden Fall ein Hilfspaket geschnürt wird, um die Angehörigen zu entlasten. "Sie sollen das Gefühl haben, dass es den Betroffenen gut geht." Doch die Helfer, auch wenn sie ehrenamtlich arbeiten, sollen nicht draufzahlen müssen, wenn sie im Café für sich selbst ein Getränk bestellen. Mit den Spenden aus dem SZ-Adventskalender könnte eine Unterstützung von rund 700 Euro finanziert werden, die für die wöchentlichen Stammtischtreffen erforderlich ist.

Die Tagespatienten der Nachbarschaftshilfe würden sich auch über eine sogenannte Sinnesstraße sehr freuen. Damit könnte die Atmosphäre in den Räumlichkeiten verbessert und die liebevolle Betreuung unterstützt werden. Es sind Spiele und Geräte, die die Patienten zum Sehen, Hören und Experimentieren einladen, sind Platten aus verschiedenen Materialien, die sich immer wieder verändern lassen, Klangröhren oder eine Tasche mit Musik und Rhythmusinstrumenten.

Ein anderer lang gehegter Wunsch: eine Lichtspirale oder ein Leuchtball mit konstantem Licht in verschiedenen Farben. Eine Lichttherapielampe könnte an trüben Tagen Sonnenschein in die Räume bringen, die Schläfrigkeit der Patienten verringern und sie wieder vital machen. Zudem hätte die Sonnenscheinlampe einen therapeutischen Effekt für Patienten mit Depressionen, wie sie im Alter sehr häufig vorkommen. Schon etwa 1000 Euro aus dem SZ-Adventskalender würden ausreichen, um die Sinnesstraße zu finanzieren.

© SZ vom 20.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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