Die Deutsch-Amerikanerin Wilhelmina Busch-Woods war eine schillernde Persönlichkeit. Auf ihrem Schloss Höhenried am Rande der Gemeinde Bernried trafen sich bedeutsame Persönlichkeiten aus der Hochfinanz und des Adels, der Politik und Gesellschaft. Ihre opulenten Feste mit bis zu 2500 Gästen aus aller Welt waren legendär. In den prunkvollen Räumen, die mit kostbaren Antiquitäten ausgestattet waren, fanden die Gespräche zwischen Siegern und Besiegten des Zweiten Weltkriegs statt. "The Last Queen of Bavaria", wie die über 1,80 Meter große, imposante Schlossherrin von ihren amerikanischen Landsleuten genannt wurde, empfing Theodor Heuss, Konrad Adenauer, den Präsidenten der Montanunion Jean Monnet und den Initiator des Marshall-Plans, George Marshall. Auch nach ihrem Tod, als Schloss und Park im Jahr 1955 von der Landesversicherungsanstalt Oberbayern (LVA) übernommen wurden, um dort eine Klinik zu errichten, war noch ein Hauch von dem mondänen Leben der früheren Schlossherrin zu spüren. In der 1967 errichteten Herz- und Kreislaufklinik ließen sich bekannte Künstler, wie die Schauspielerin Ann Smyrna oder der Operettensänger Rudolf Schock, behandeln. Bis vor wenigen Jahren gab es ein hochwertiges kulturelles Angebot, das auch von der Öffentlichkeit genutzt werden konnte. Regelmäßig bot und bietet die Schlosskulisse mit dem weitläufigen Park den Rahmen für Filme und Werbeaufnahmen. Im Jahr 2001 stellte die LVA einen Teil des Geländes für den Bau des Buchheim-Museums zur Verfügung. Seither sind das Museum und der Park ein beliebter Anziehungspunkt für Expressionisten-Liebhaber.
Robert Zucker, Geschäftsführer der gemeinnützigen Klinik, ist stolz auf das Erbe, das er verwalten darf. Auch wenn der Unterhalt von Schloss und Areal sehr teuer ist für die Klinik und den heutigen Träger, die Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd. Etwa 500 000 Euro jährlich müssen alleine in die Pflege des Parks investiert werden, für die sieben Mitarbeiter notwendig sind. Die Sanierung der Drainage rund um das Schloss hat im vergangenen Jahr ebenfalls 500 000 Euro gekostet. Da ist Zucker froh, dass das Landesamt für Denkmalpflege jetzt zugesagt hat, für die Renovierung des Grabmals der ehemaligen Schlossherrin im Parkgelände aufzukommen. Die monumentale Grabstätte aus weißem Marmor mit Blick über den See sowie das kleine Grab von Busch-Woods Lieblingshündin Peggy daneben sind einsturzgefährdet. Das Kreuz und die Begrenzungsmauer um die Sarkophage von Busch-Woods und ihrem dritten Ehemann Sam Woods musste sehr zum Leidwesen der zahlreichen Besucher mit einem Bauzaun gesichert werden. Nachdem Zucker kürzlich die Sanierungserlaubnis von der letzten noch lebenden Erbin, Kathi-Rose Woods McClendan, bekommen hat, will er so schnell wie möglich mit den Reparaturarbeiten beginnen.
Der rund 89 Hektar große Park ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das Gelände mit Gutshaus war von 1852 an im Besitz des Freiherrn August von Wendland. Im Gegensatz zum Bernrieder Park im Süden des Dorfes, der ebenfalls der Adelsfamilie gehörte, ist für den Gutshof mit Schweinezucht in Höhenried nie ein Parkkonzept erstellt worden. "Etwas Schriftliches gibt es nicht", sagt Thomas Knauer, Parkleiter der Klinik. Die Bäume seien "kunterbunt" gepflanzt worden, das sei die besondere Note des Parks. Allerdings sei Carl Effner, der den Bernrieder Park gestaltete, zur Anlage der Wege hinzugezogen worden. Typisch für das Konzept des Oberhofgärtners von König Ludwig I. waren laut Knauer die geschwungenen Wege, von denen man einen wunderbaren Blick zum See genießen oder auf interessante Gehölze und Pflanzen blicken konnte. In jahrelanger Arbeit hat Knauer die alten Sichtachsen freigeschnitten und Bäume nachgepflanzt. Oberstes Ziel jedoch war der Ausbau des Parks zum Therapiegelände für die jährlich 8000 Patienten der Klinik mit barrierefreien Wegen, Bogenschießstand, Ballanlagen, einem Steinkreis zur Meditation und einem Badegelände. Schon um 7.30 Uhr wird die Anlage von den Patienten zur Morgengymnastik genutzt.
Wilhelmina Busch und ihr erster Ehemann August Eduard Scharrer kauften das Gelände 1914. Mit dem Schloss Höhenried verwirklichte sich das Ehepaar einen Traum, der nur wahr werden konnte, weil Busch-Scharrer beste Beziehungen zu den Nationalsozialisten hatte. Hitler benötigte nämlich für die Verbreiterung der Straße zum neu erbauten Haus der Deutschen Kunst das Münchener Anwesen von Wilhelmina. Für die reiche Erbin der großen amerikanischen Brauerei Anheuser-Busch spielte zwar Geld nie eine Rolle, sie war aber sehr geschäftstüchtig. So erzielte sie nicht nur einen guten Preis für ihre Münchner Immobilie, sie ließ sich auch vertraglich zusichern, dass sie in dem Landschaftsschutzgebiet in Höhenried einen Ersatzbau errichten durfte. Der von dem Münchener Architekten Michael Aicher entworfene, beeindruckende Gebäudekomplex wirkt wie ein Schloss aus dem 19. Jahrhundert, ist aber tatsächlich erst von 1937 bis 1939 errichtet worden. Gleichzeitig wurde ein Bootshaus gebaut für die Privat-Yacht der Busch-Erbin, übrigens der größten am Starnberger See.
Ein "Juwel der Architektur, der Wohnkultur und der Gartenkunst", so beschreibt Erwin Ruckriegel in seiner Chronik Schloss Höhenried.
Thomas Knauer (links) und Klinik- Geschäftsführer Robert Zucker sind die heutigen Herren des Schlosses.
Bauen ließ das Gelände am Starnberger See die imposante Brauerei-Erbin Wilhelmina Busch-Woods.
Etwa 500 000 Euro jährlich müssen alleine in die Pflege des Parks investiert werden, für die sieben Mitarbeiter notwendig sind.
Im Park ließ Wilhelmina exotische Bäume pflanzen, es wurden terrassenartige Weiher, das so genannte "Mississippi Gelände" angelegt, ein eigener Tierpark eingerichtet und ungarische weiße Damhirsche angesiedelt, die dort noch heute in einem Gehege leben. Es entstand ein "Juwel der Architektur, der Wohnkultur und der Gartenkunst", wie Erwin Ruckriegel in seiner Chronik zum Schloss Höhenried schreibt.
Im Zweiten Weltkrieg verlegte die Amerikanerin ihren Wohnsitz vorsichtshalber in die Schweiz, und das Schloss wurde für die ausgebombte orthopädische Klinik München beschlagnahmt. Auf Betreiben der Schlossherrin wurde später die Schweizer Gesandtschaft von Berlin nach Höhenried evakuiert und das Genfer Rote Kreuz. Nach dem Krieg verlieh Wilhelmina dem Schloss zusammen mit ihrem dritten Ehemann, den Amerikanischen Generalkonsul Sam Woods, wieder neuen Glanz. Nach ihrem Tod 1952 wurde das Schloss verkauft und die Inneneinrichtung versteigert. In den 1960e-r und 70er-Jahren wurde auf dem Gelände die Klinik der LVA errichtet.