Hechendorf:Gemeinsinnsang

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Das traditionelle Adventssingen bezieht auch das Publikum ein

Von Reinhard Palmer, Hechendorf

Der Gesang gehört seit jeher im bayerischen Voralpenraum zum Advent wie Stollen und Glühwein. Über Jahrhunderte hinweg war er in der Stubnmusi daheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg rief der Volksmusiker Tobias Reiser das Salzburger Adventssingen ins Leben, um wieder Hoffnung zu spenden und Gemeinsinn zu wecken. Dasselbe geschah auch in München: Seither ist es Tradition, sich öffentlich, vor allem in Kirchen, zum Singen zu versammeln. Was in der Hechendorfer Pfarrkirche alljährlich stattfindet, ist also kein Konzert im üblichen Sinne: Seit Jahren schon hält der Männergesangsverein "Auf freier Höh" eine selbst gegründete Tradition aufrecht, die geradezu ein Musterbeispiel des regionalen Brauchtums ist. Mit örtlichen Musizierenden bestritten, dient die Benefizveranstaltung in diesem Jahr der Unterstützung ehrenamtlicher Deutschlehrer für Flüchtlinge.

Typisch fürs Adventssingen ist ein Repertoire, dass nicht die Weihnachtszeit vorweg nimmt, sondern die Vorfreude thematisiert. Dafür hält die Volksmusik stimmungsvolle Liedern parat, die sonst selten zu hören sind. So sang der Männergesangsverein zu Beginn den wohlig einstimmenden Chorsatz "Im Wald is so stad" und rief mit "Es ist für uns eine Zeit angekommen" oder "Weihnachtsglocken" zur Besinnung auf. Eine besondere Rolle im Adventssingen spielen stets die Kinder - sowohl als Mitwirkende als auch als Zuhörer. Deshalb ging es auch in der vorgelesenen Geschichte "Adventskonzert" um das Mädchen Philippa, das sich aus eigenem Antrieb heimlich das Flötespielen beibrachte. Aktiv war dabei der von den Seefelder Spielkreisen betreute Kinderchor Hechendorf gefordert: "Schniwi, schnawi, schneibn, mogst im Stüberl bleiben", klang es aus den Kehlen der Kleinsten, die bislang vergeblich auf den Schnee warten. "Es wird scho glei dumpa" und "Schnee" gehören wohl auch nicht nur bei Kindern zu den beliebten Adventsliedern. Der pädagogische Ansatz im Repertoire der Kinderchöre war nicht zu leugnen: So rappten sich die Kinder mit einem Gedicht im straffen Rhythmus nach Bethlehem. Schließlich wurde es mit der "Herbergssuche" aktuell, als der Chor die Suche Marias und Josephs mit der Flüchtlingsproblematik in Beziehung setzte.

Ein besonderes Stimmungselement boten aber auch die instrumentalen Einlagen. Die örtliche Musikgruppe Rundumadum erzeugte mit Geige, Blockflöte, Akkordeon und Hackbrett ein heimeliges Klanggewand. Klassische Stücke - unter anderem für Blockflöte und Cembalo - boten weitere entspannende Momente. Ein rundum gelungener Nikolaus-Abend, der - ganz im Dienste des Gemeinsinns - auch das Publikum beim Singen von "Macht hoch die Tür" mit einbezog, bevor es den Heimweg antrat.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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