Hechendorf:Demo mit Kinderwagen und Rollator

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Schöne neue Fahrradständer hat die Gemeinde Seefeld am S-Bahnhof Hechendorf gebaut. Barrierefrei ist die Station aber nicht. (Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeister Wolfram Gum fordert die Seefelder auf, Flagge zu zeigen. Von 10 Uhr an will er mit Gemeinderäten, dem Seniorenbeirat und sozialen Verbänden für die Barrierefreiheit auf dem Bahnhof Hechendorf eintreten

Von Christine Setzwein, Seefeld

Wenn es um den barrierefreien Ausbau des S-Bahnhofs Hechendorf geht, geht der Seefelder Bürgermeister Wolfram Gum auch nach Canossa. Canossa ist in diesem Fall die Nachbargemeinde Weßling. Und Gum war dort, als der Gemeinderat mit Bahnvertretern über den behindertengerechten Ausbau des Weßlinger Bahnhofs diskutierte. Wenn ihr ihn nicht wollt, hat Gum sinngemäß gesagt, wir nehmen ihn gerne.

Seit Jahren fordert Seefeld Barrierefreiheit am Bahnhof Hechendorf. Die Gleise sind nur über Treppen und eine Unterführung zu erreichen, für Rollstuhlfahrer unmöglich, für Radler, Eltern mit Kinderwagen und Reisende mit schweren Koffern sehr mühsam. An diesem Donnerstag wollen die Seefelder mit einer groß angelegten Aktion ihrem Wunsch Nachdruck verleihen. "Flagge zeigen" sollen von 10 Uhr an am Bahnhof möglichst viele Seefelder. "Mit Kinderwagen, Rollator, Rollstuhl oder schwerem Gepäck können die Bürger den Verantwortlichen zeigen, wie beschwerlich bis unmöglich der Zugang zum Bahnsteig ist", schreiben die Initiatoren, die Gemeinderäte Johanna Senft und Oswald Gasser sowie Bürgermeister Gum in ihrer Einladung.

Der Bahnhof Hechendorf ist die einzige Station auf der S8, deren barrierefreier Ausbau noch nicht beschlossen ist. Aber die Fahrgastzahlen seien hoch genug, "dass wir einen Ausbau verlangen können", meinen die Initiatoren der Aktion "Flagge zeigen". Gum weist auf die vielen Versuche der Gemeinde hin. Zahlreiche Gespräche mit den Zuständigen aus den verschiedenen Bahngesellschaften habe es gegeben. Vorkonzepte und Vorplanungen seien detailliert erörtert worden. "Leider hat man sich dabei nur im Kreise gedreht, und alle Anstrengungen führten zu keinem greifbaren Ergebnis." Die Bahngesellschaften hätten sich nicht zuständig gefühlt "und die Gemeinde nur hingehalten". Zudem hätten sie eine sehr starre, wenig kompromissbereite Haltung gezeigt, "die jede pragmatische Lösung unmöglich machte". Auch ein Brandbrief an Minister Joachim Herrmann im vergangenen Jahr habe keine zufriedenstellende Antwort erbracht. Gum: "Die letzte Möglichkeit besteht nun darin, in das nächste Ausbauprogramm der bayerischen Staatsregierung - Bayern barrierefrei bis 2023 - zu kommen."

Unterstützt wird Seefeld von der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Irmgard Badura. Sie wird am Donnerstag kommen und von der Gemeinde Seefeld einen Appell an die Minister in München in Empfang nehmen. Zugesagt haben auch Vertreter der Bayerischen Architektenkammer und von "Pro Bahn". Eingeladen sind außerdem das Landratsamt, lokale soziale Organisationen wie Nachbarschaftshilfen, VdK, BRK und mehr.

Ebenfalls mit dabei ist der Seefelder Seniorenbeirat. Weil der Bahnhof Hechendorf immer noch nicht barrierefrei ausgebaut ist, "fahren viele Seefelder nach Weßling, Steinebach oder Herrsching", weiß der Vorsitzende Norbert Kraml. Was die Zahl der Fahrgäste natürlich nach unten drücke und den Anschein erwecke, ein Ausbau sei nicht nötig. "Das muss sich ändern", fordert der Seniorenbeirat und hofft, dass am Donnerstag ganz viele Seefelder "Flagge zeigen".

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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