Handymast:Mobilfunk regt Tutzinger auf

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30 Meter hoch soll der Mobilfunkmast in Tutzing werden. Viel zu hoch an dieser Stelle, hat Kreisbaumeister Christian Kühnel festgestellt und den Bau gestoppt. Kontakte mit der Deutschen Funkturm sind bisher nicht zustande gekommen, sagte die Bürgermeisterin im Gemeinderat. (Foto: Nila Thiel)

Die einen fürchten den Weiterbau der 30 Meter hohen Antenne im Zentrum, andere beklagen das Funkloch. Der vom Kreisbauamt ausgesprochene Baustopp gilt vorerst weiter.

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Mobilfunk ist derzeit in Tutzing ein richtiges Aufregerthema - wobei sich verschiedene Leute aus unterschiedlichen Gründen echauffieren. Anlieger der Kirchenstraße sorgen sich, dass der Baustopp für den Mast im Ortszentrum aufgehoben und er vielleicht doch mit mehr als 30 Metern Höhe gebaut wird; Handynutzer, vor allem Geschäftsleute, klagen, weil Tutzings Ortsmitte momentan quasi im Funkloch lahm gelegt ist; im Rathaus ist Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) genervt über Gerüchte, die herumschwirren, und die vielen Bürgerbeschwerden, für die man sich dort gar nicht zuständig fühlt. Was die CSU wiederum wundert - schließlich hat die Deutsche Funkturm GmbH die Gemeinde am 10. April schriftlich informiert, dass sie einen provisorischen Ersatzstandort für den bisherigen Mast vom Roche-Gelände auf dem Grundstück der Telekom Kirchenstraße 6 zu errichten gedenkt, wie Greinwald am Mittwoch in einem Sachstandsbericht im Umweltausschuss darlegte.

Thomas von Mitschke-Collande (CSU) hakte wegen des Schreibens nach: "Da müssen doch die Lampen angehen in der Gemeinde", warf er der Rathauschefin vor. "Schreiben kriegen wir viele", rechtfertigte Greinwald schmallippig, dass im Rathaus niemand auf die Ankündigung reagiert habe. Es sei ja auch kein Antrag gewesen.

Selbst mit einem Bauantrag wäre der offenbar vorgesehene, etwa 30 Meter hohe Gittermast an dieser Stelle nicht genehmigungsfähig gewesen, berief sich die Bürgermeisterin auf die Stellungnahme von Kreisbaumeister Christian Kühnel. Der hatte umgehend einen Baustopp verhängt, als Arbeiter am 4. Juni mit einem Autokran Teile des Mastes errichteten. Der Baustopp werde momentan aufrecht erhalten, hieß es im Ausschuss weiter zum gegenwärtigen Stand. Das Rathaus habe die Deutsche Funkturm mehrfach kontaktiert, um einen "konsensfähigen Ersatzstandort" für einen übergangsweisen Mast zu finden. Bislang vergeblich. Das Würmseestadion etwa liege zu weit südlich - der Tutzinger Norden wäre mobilfunkmäßig nicht versorgt. Denkbar wäre für die Gemeinde das Rossmann-Haus an der Bräuhausstraße, wobei mit dem Eigentümer zu verhandeln wäre. Oder die Baugrube gegenüber. Dort stand auf dem Roche-Altbau bis zu dessen Abriss der bisherige Mast. Er soll nach zwei, drei Jahren Bauzeit auch wieder auf den Neubau.

Orientierung für einen provisorischen Funkmast böte das Standortgutachten der Firma Enorm, das Tutzing im Jahr 2007 erstellen und im Oktober 2018 aktualisieren ließ. Darin sind für die Seegemeinde Standorte unter der Voraussetzung ausgewählt worden, die Strahlenbelastung der Bevölkerung bei ausreichender Mobilfunkversorgung möglichst gering zu halten. Als Grundlage diente der sogenannte Salzburger Vorsorgewert.

Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) äußerte Unverständnis für das Vorgehen der Telekom und ihrer Tochtergesellschaft: "Bevor man was abbaut, sorgt man doch für Ersatz." Sein CSU-Kollege Mitschke-Collande forderte alle Funkloch-Beeinträchtigten aus dem gewerblichen Bereich auf, Schadenersatz geltend zu machen.

Die Bürgermeisterin wiederum empfiehlt, sich mit entsprechenden Beschwerden direkt an die Firma DFMG Deutsche Funkturm GmbH unter info@dfmg.de zu wenden, oder die Beschwerdestelle der Bundesnetzagentur einzuschalten: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Verbraucher/RumitelBeschwerde/beschwerde-node.html.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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