Neues Gewerbegebiet:Bannwald soll Firmen weichen

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Ein Vorhaben, das Staub aufwirbeln könnte: Auf einem Teil des Geländes, das nun Gewerbegebiet werden soll, hatte Aldi sein Auslieferungslager geplant. Grafik: Mainka (Foto: N/A)

Gauting plant östlich vom Sonderflughafen Oberpfaffenhofen ein riesiges Gewerbegebiet. Teile des Geländes stehen noch unter Landschaftsschutz. Das Konzept ist offenbar hinter verschlossenen Türen vorbereitet worden

Von Michael Berzl, Oberpfaffenhofen/Gauting

Wälder und Wiesen östlich des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen will die Gemeinde Gauting zu einem Gewerbegebiet umwandeln. Teile der 75 Hektar großen Fläche stehen bisher allerdings noch unter Landschaftsschutz oder sind als Bannwald ausgewiesen. Für die Vermarktung soll nach den Vorstellungen von Bürgermeisterin Brigitte Kössinger zusammen mit der Asto-Unternehmensgruppe, die schon den Technologie-Standort beim Flughafen entwickelt, eine Projektgesellschaft gegründet werden. Die Pläne für die Ausweisung des neuen Gewerbeareals am Rand des Gemeindegebiets sind offenbar hinter verschlossenen Türen schon sehr detailliert vorbereitet worden, Kössinger hat sich deswegen auch mit ihrem Gilchinger Amtskollegen Manfred Walter abgestimmt. Am Dienstag befasst sich der Gautinger Gemeinderat erstmals in öffentlicher Sitzung mit dem Vorhaben. Dann geht es auch darum, dass sich die Kommune ein Vorkaufsrecht verschafft.

Die Fläche in der Nähe der Lindauer Autobahn grenzt direkt an das Flughafengelände und das Gilchinger Gewerbegebiet an. Auch von Starnberg aus ist dieser Standort mittlerweile gut zu erreichen, denn dort mündet die Verlängerung der Unterbrunner Umgehung in die Autobahn. In dem Bereich hätte der Discounter Aldi gerne sein Auslieferungslager angesiedelt, was jedoch vor drei Jahren per Bürgerentscheid vereitelt wurde. Die Fläche sei insbesondere wegen ihrer Größe und der Lage gut geeignet, heißt es in den Unterlagen für die Gemeinderäte.

Von einem "hochwertigen und attraktiven" Gewerbegebiet ist darin die Rede. Es ist wesentlich größer als das vorhandene Gilchinger Gewerbegebiet. Nur ein Drittel soll bebaut werden, zwei Drittel der Fläche sind für die Begrünung vorgesehen. Trotzdem müssen erst Schutzbestimmungen aufgehoben werden. In dem Zusammenhang argumentiert die Gemeinde, dass der Orkan Niklas gerade in den dortigen "Fichtenmonokulturbeständen" erhebliche Schäden angerichtet und große Schneisen hinterlassen habe.

Im Zuge der Ausweisung eines Gewerbegebiets biete sich die Gelegenheit, dort hochwertigen Mischwald anzupflanzen und so eine Aufwertung zu erreichen. Auch eine Kinderkrippe und Gastronomie sind vorgesehen.

Die Gemeinde Gauting hat bisher kein großes zusammenhängendes Gewerbegebiet, sondern nur einzelne Gewerbeflächen, vor allem an der Grubmühlerfeldstraße. "Dies wirkt sich negativ auf die Wirtschaftskraft der Gemeinde sowie den Gemeindehaushalt aus", heißt es in den Unterlagen. Tatsächlich ist der Etat für dieses Jahr am Rande des Zulässigen; um ihre Aufgaben auch in der Zukunft schultern zu können, braucht die Kommune mehr Einnahmen. Die Forderung, ein Gewerbegebiet zu schaffen, taucht schon lange und immer wieder in der Gautinger Kommunalpolitik auf, zuletzt im vergangenen Wahlkampf.

Am Dienstag nun soll eine ganze Reihe von Beschlüssen gefasst werden: Der Flächennutzungsplan muss geändert werden, damit aus Flächen für Forst- und Landwirtschaft ein Gewerbegebiet werden kann. Außerdem soll das Gremium die Herausnahme des Geländes aus einem Wasserschutzgebiet, aus der Landschaftsschutzverordnung Kreuzlinger Forst und aus dem Bannwald beantragen. Schließlich muss die Projektgesellschaft mit der Asto gegründet werden.

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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