Gericht:Verschmähter Freund wird rabiat

Lesezeit: 2 min

Angeklagter soll neuen Partner seiner Ex mit Axt bedroht haben

Nur noch eine Schulung, dann wäre er Beamter geworden. "Aber das hat sich mit der Anklage erledigt", stellt ein technischer Angestellter an diesem Dienstagmorgen lapidar fest vor dem Schwurgericht am Landgericht München II. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den modisch leger gekleideten jungen Mann des versuchten Mordes. Außerdem soll der 27-Jährige dem neuen Partner seiner früheren Freundin gedroht haben, ihn "zu köpfen" und darüber hinaus noch mit einer Axt auf zwei Türen eingeschlagen haben. Vermutlich kann der technische Angestellte strafrechtlich gar nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Denn die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Schuldfähigkeit des jungen Mannes zum Zeitpunkt der Taten entweder vermindert oder sogar teilweise aufgehoben war. Nach Aussage von Ärzten ist der 27-Jährige schizophren. Das aber ist dem Mann zum Auftakt des Prozesses nicht anzumerken. Er sitzt ruhig auf der Anklagebank, ist gefasst und wirkt so, als könne er bis heute nicht verstehen, was ihm zum Vorwurf gemacht wird.

Es begann im Dezember 2017. Zwischen dem technischen Angestellten und seiner Freundin kam es zum Streit. Er wurde aggressiv, sie trennte sich deshalb von ihm. Vor dem Amtsgericht wurde der 27-Jährige unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Angeblich habe er es auch in der Folgezeit nicht hinnehmen wollen, dass die Beziehung zu Ende war. Als seine frühere Freundin ihm Anfang März 2018 noch Dinge von ihm bringen wollte, kam es wieder zum Streit. Der 27-Jährige habe ein iPhone, dass er ihr geschenkt hatte, wieder haben wollen. Die beiden rangelten miteinander. Der Angestellte nahm das Handy an sich. Danach soll er, mit einem Baseballschläger aus Aluminium bewaffnet, den Hund seiner früheren Freundin gepackt und gedroht haben, dem Tier den Schädel zu zertrümmern, sollte sie nicht gehen. Die junge Frau meldete den Vorfall der Polizei. Doch in dem technischen Angestellten schwelte es offenbar weiter.

Am 26. Mai vorigen Jahres eskalierte die Situation. Am Vormittag jenes Tages hatte der 27-Jährige seine frühere Partnerin unter einem Vorwand besucht. Sie soll ihm erklärt haben, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle und einen neuen Freund habe. Kurz vor Mitternacht rief der technische Angestellte den Ermittlungen zufolge bei der jungen Frau an und kündigte an, er werde nun vorbeikommen und dem Mann den Schädel einschlagen. Als dieser selbst ans Telefon ging, soll der 27-Jährige seine Drohung bekräftig und gesagt haben, er werde ihn "köpfen". Laut Anklage tauchte der junge Mann nur wenige Minuten später tatsächlich vor dem Anwesen auf, in dem seine frühere Freundin lebt. Sie öffnete nicht. Aus Wut schlug der 27-Jährige mit einer Axt auf die Wohnungstüre ein. Die Klinge durchdrang das Holz. Der neue Lebensgefährte, der dicht hinter der Türe stand, blieb jedoch unverletzt. Als der technische Angestellte merkte, dass es ihm nicht gelang, die Wohnung zu betreten, lief er davon. Zuhaus habe er ein angebrochene Bierflasche leer getrunken und sich dann schlafen gelegt, sagte der 27-Jährige bei seiner Vernehmung. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 12.06.2019 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: