Geothermie:Kirchlicher Segen für heißes Wasser

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An der Autobahn A95 bei Höhenrain startet ein ambitioniertes Projekt

Von Susanne Hauck, Höhenrain/Icking

Mit kirchlichem Segen und einer Meißelweihe ist am Dienstag der Bohrturm der Projektgesellschaft Erdwärme Isar unweit der Autobahnraststätte Höhenrain an der A 95 in Betrieb genommen worden. Hinter dem Projekt steht die Hoffnung der Geothermie-Investoren, in der Tiefe heißes Wasser zu finden und es in klingende Münze zu verwandeln. "Unter Bergleuten ist es alter Brauch, um Schutz zu bitten", erklärte Markus Wiendieck, Geschäftsführer der Projektgesellschaft: Die Heilige Barbara soll die Arbeiter auf der Bohrstelle vor Unfällen bewahren.

Rund 40 Gäste waren an den Waldrand in Attenhausen gekommen - Anwohner, Gemeinderäte und Honoratioren. Wiendieck dankte der Gemeinde Icking für die "gemeinsame Arbeit an einer guten Lösung" und bot Besichtigungsrundgänge an, sobald die Anlage in Betrieb sei. Nach der Segnung durch Ickings evangelischen Pfarrerin Sabine Sommer und ihres katholischen Kollegen Albert Zott aus Höhenrain hatten Kommunalpolitiker das Wort. Ickings Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) erinnerte an historische Versuche der Erdwärmegewinnung, was als "Angraben der Hölle" in Verruf geriet, brachte aber mit einem chinesischen Sprichwort zum Ausdruck, dass sich Icking dem Projekt nicht verschließe. Der Gemeinderat habe sich zuletzt in nahezu jeder Sitzung mit dem Projekt beschäftigt. Landrat Josef Niedermaier dankte angesichts des "ambitionierten Ziels", 2035 die Energie-Autarkie im Landkreis anzustreben, den Investoren "für ihren Mut, das anzugehen".

Die Bohrungen beginnen am Mittwoch und laufen rund um die Uhr. Wiendieck rechnet damit, in vier Monaten am Ziel zu sein. 4000 Meter tief gräbt sich der Bohrkopf vertikal durch Schutt in die Tiefe. Dann wird der Bohrkopf unter der Autobahn hindurch in Richtung Münsing abgelenkt und trifft dort auf die vermutete Kalksteinschicht mit heißem Wasser. 5000 Meter ist die Strecke insgesamt lang.

Auf dem Bohrplatz sind etwa 100 Arbeiter im Schichtbetrieb beschäftigt. Der geologische Leiter Winfried Büchl erläuterte das Vorgehen. "Im Spätherbst wissen wir, ob die Bohrung erfolgreich war", sagte er. Ist man am Ziel angekommen, wird zwei Wochen lang getestet, ob das Wasser die erhofften 150 Grad Celsius hat. Büchl: "Wir rechnen mit einer Schüttung von deutlich über 100 Litern pro Sekunde." Reicht das Wasser, zieht man weiter nach Walchstadt; der 60-Meter-Turm muss ab- und wieder aufgebaut werden. Alles, was nach oben kommt, werde sortiert, auf Schadstoffe geprüft und verarbeitet. Sollte die Bohrung misslingen, versichert Büchl, werde alles wieder abgebaut. Das sei "doppelt gesichert", auch die Gemeinde habe - zusätzlich zur Bürgschaft beim Bergamt - Sicherheit verlangt. "Wir denken daran, Fernwärme anzubieten, können es aber erst konkret sagen, wenn wir eine fündige Bohrung haben", sagte Büchl. Attenhausen allein sei als Abnehmer zu klein.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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