Geisenbrunn:Führungswechsel im Gau

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Die neue Spitze des Schützengaus Starnberg ist gewählt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Andreas Lechermann ist neuer Erster Gauschützenmeister

Von Patrizia Steipe, Geisenbrunn

Gern haben sie ihn nicht ziehen lassen, die rund 3500 Schützen aus dem "Gau Starnberg". Nach 22 Jahren gab Hans Bösl sein Amt als Erster Gauschützenmeister ab. Als Nachfolger wählten die Delegierten bei der Jahreshauptversammlung Andreas Lechermann. Der 29-jährige Gas- und Wasserinstallateur aus Weßling hat in den vergangenen vier Jahren als Dritter Gauschützenmeister schon in das Amt "hinein schmecken" können. "Ich weiß, was auf mich zukommt", erklärte der Sportschütze von "Frohsinn Oberpfaffenhofen". Lechermann, CSU-Gemeinderat in Weßling, Kreisrat und außerdem aktives Feuerwehrmitglied, möchte in seiner Amtsperiode besonders die Jugend ansprechen und dafür auch Facebook und Co. einsetzen.

Konzentration, Disziplin, Verantwortungsbewusstsein und Zivilcourage - das sind Eigenschaften, die in den Schützenvereinen geschult würden. Tatjana Greisinger (Königlich Priviligierte SG Seefeld), wurde von den rund 100 Delegierten zur Zweiten Gauschützenmeisterin gewählt. Ihre Vorgängerin Angelika Simon kandidierte nicht mehr. Mit Marcus Schweiger als Dritter Gauschützenmeister bleibt die Familie Bösl dem Schützengau indirekt erhalten. Der Sportleiter der Bergschützen Hanfeld ist nämlich Bösls Schwiegersohn. Bestätigt wurden Schatzmeister Marcus Schweiger und Schriftführerin Eva Laube.

In seiner Abschiedsrede erinnerte Bösl an seinen Einsatz für den Schießsport und dessen Reputation in der Öffentlichkeit. Er habe unermüdlich "den Verfall des äußeren Erscheinungsbilds bei öffentlichen Auftritten durch Jeans und T-Shirts" angeprangert, "Wurst- und Brezenketten der Vize-Könige" abgeschafft, die bei der Bevölkerung schlecht ankamen. Und er musste nach Amokläufen und Attentaten viel über Schießen im Verein aufklären. In seine Ära fiel die Erweiterung des Schützengaus durch Bogenschützen, aber auch die Waffenrechtsverschärfung. Mit Standing Ovations bedankten sich die Vertreter der Vereine. Bösl bleibt dem Gau aber als "Gauehrungsbeauftragter" verbunden.

Die Schützen beschäftigte auch die Flüchtlingskrise bei der Jahresversammlung im Freizeitheim Geisenbrunn. Stellvertretender Landrat Tim Weidner - die Grußworte des SPD-Manns bezeichnete Bösl als Premiere - betonte, dass Schützengesellschaften einen großen Beitrag bei der Integration leisten könnten. Dies sah Landesschützenmeister Wolfgang Kink eher skeptisch: Schließlich sei ein Großteil der Flüchtlinge aus kriegsgebeutelten Regionen vor Waffen geflohen. Auch die Gefahr, radikale Islamisten auszubilden, möchten die Schützen nicht eingehen. Der Bayerische Sportschützenbund wird deswegen zu diesem "sehr sensiblem Thema" einen Arbeitskreis bilden. Weiteres Ziel der bayerischen Schützen ist eine Jugendbegegnungsstätte. Hier könnten Schulungen zum Waffenrecht, Freizeiten und gesellige Veranstaltungen stattfinden. Auch der Jugendaustausch mit befreundeten Vereinen in Südtirol, Tschechien oder Polen könnten so intensiviert werden. Was den Nachwuchs betrifft, bräuchten sich die ländlichen Gemeinden keine Sorgen zu machen. Dennoch müsse um die Jugend geworben werden. "Lichtschießen" sei eine Idee, die bereits Neun- bis Zehnjährige ansprechen könnte.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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