Gauting:Forschung im Fokus

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Der neue Chefarzt der Asklepios-Klinik will die Kooperationen mit der Universität in München intensivieren und strebt ein großes Lungenzentrum an.

Michael Berzl

In hochmodernen Operationssälen behandeln die Lungenspezialisten der Gautinger Asklepios-Klinik ihre Patienten. (Foto: STA)

"Mit mir ist die Universität hier eingezogen": So charakterisiert der neue Chefarzt in der Gautinger Asklepios-Klinik, Jürgen Behr, die Zukunftsperspektiven für das Lungenkrankenhaus am Ortsrand. Es existieren bereits mehrere Kooperationen im Bereich der Forschung, und diese Entwicklung dürfte sich unter dem neuen ärztlichen Leiter noch intensivieren. Der 52-Jährige aus Stockdorf leitet auch die Klinik V der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in Großhadern und hat den ersten Lehrstuhl für Pneumologie in Bayern an der LMU übernommen. Bei einem Besuch von Wirtschaftsminister Martin Zeil in der Klinik war schon die Rede von einem Medizin- und Forschungscluster nach Martinsrieder Vorbild, der in Gauting entstehen könnte.

Das Gautinger Krankenhaus mit 250 Betten und etwa 10 000 Patenten pro Jahr ist nach eigenen Angaben die größte Lungenklinik in Bayern und bereits jetzt Lehrkrankenhaus der LMU. Zusammen mit der Helmholtz-Zentrum und der Universität bildet die Asklepios-Klinik einen Verbund, der zum Ziel hat, Wissenschaft und Versorgung im Bereich der Lungenheilkunde zu vereinen. Behr wiederum gehört zur Leitung dieses "Comprehensive Pneumology Centers" (CPC).

Das ist nur ein Beispiel für Kooperationen und personelle Überschneidungen. Professor Rudolf Hatz etwa ist nicht nur Chefarzt der Thoraxchirurgie in Gauting, sondern leitet dieses Fachgebiet auch an der Uni-Klinik in München und nimmt in Großhadern Lungentransplantationen vor. So ist Gauting auch Bestandteil eines Zusammenschlusses mit dem Namen "Munich Lung transplant Group". Behr hat sich für Gauting vorgenommen, "ein richtig großes Lungenzentrum mit universitärer Anbindung aufzubauen". Sein Ziel als Forscher ist, in der Lungenheilkunde "das zu schaffen, was den Kardiologen schon gelungen ist: dass die Zahl der Erkrankungen abnimmt". Große Chancen sieht er darin, die Genmuster von Tumorpatienten zu untersuchen und mit Hilfe dieser "Biomarker" den Einsatz von Medikamenten zu optimieren.

Asklepios hat in den vergangenen Jahren viel Geld in die Häuser in Gauting investiert. Allein rund 18 Millionen Euro wurden zum Beispiel in die Modernisierung des Funktionsbaus mit den Operationssälen gesteckt. Die High-Tech-Ausrüstung ist seit knapp vier Jahren in Betrieb und ermöglicht unter anderem, Eingriffe per Kamera aufzuzeichnen und für ein Online-Training in einen Hörsaal in Großhadern zu übertragen. Durch moderne Behandlungsmethoden werden immer weniger Betten benötigt, berichtete der Geschäftsführer Rainer Pfrommer beim Besuch einer FDP-Delegation um Minister Zeil; seit Jahresbeginn seien es nur noch 250.

Schon lange stünden ganze Gebäudetrakte auf dem großen Gelände leer, das der Deutschen Rentenversicherung gehört und per Erbpacht an die Klinik-Kette Asklepios übertragen ist. Pfrommer prüft nun verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Denkbar wäre ein Pflegeheim, außerdem könnten dort Patienten untergebracht werden, die über einen langen Zeitraum hinweg künstliche Beatmung brauchen. Das Rote Kreuz habe Interesse an einer Verlegung der Rettungswache aufs Klinikgelände bekundet. Zugleich hätte Asklepios gerne Erweiterungsmöglichkeiten. Seit Jahren tüftelt die Gemeinde an einem Bebauungsplan für das Areal. Pfrommer betont zwar das gute Verhältnis zum Rathaus, ganz einig sind sich Kommune, Rentenversicherung und Klinikleitung aber nicht. Der Bebauungsplan kommt nicht voran; da haben die Rechtsanwälte beider Seiten das Sagen.

© SZ vom 24.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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