Fürstenfeldbruck:Anzeigen gegen Metzger

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Tierschützer fordern harte Strafen gegen Verantwortliche am Brucker Schlachtbetrieb

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Soko Tierschutz hat im Zusammenhang mit den Vorfällen am Brucker Schlachthof neue Strafanzeigen gegen fünf Verantwortliche gestellt. Ihnen werden Verstöße gegen den Tierschutz und die Schlachtverordnung vorgeworfen. "Wir wollen zwar kein Bauernopfer, aber eine Verurteilung dient der Abschreckung. Sonst meinen die Leute, sie kommen mit allem durch", sagte ein Sprecher der Tierrechtlergruppe.

Die Anzeigen richten sich gegen den Geschäftsführer, den Betriebsleiter, den Tierschutzbeauftragten, den amtlichen Tierarzt, der an den Schlachttagen anwesend war, sowie gegen einen weiteren Metzger. Die Namen sind der SZ bekannt, dürfen aber aus presserechtlichen Gründen nicht genannt werden. Die Vorwürfe stützen sich auf Videoaufnahmen, die über einen Zeitraum von zehn Monaten entstanden sind. So wird dem Geschäftsführer vorgeworfen, sich nicht um die Fütterung der Tiere gekümmert zu haben, die Boxen waren überbelegt. Der Mann sei zu sehen, wie er am Abend das Licht ausschaltet. "In diesem Moment muss ihm bewusst gewesen sein, dass diese Tiere nicht ausreichend versorgt waren", heißt es in der Anzeige. Die Tiere seien etwa zehn Stunden in den Boxen gestanden. Für Kühe, die bis zu 120 Liter Wasser am Tag saufen, bedeute das ein erhebliches Leiden.

Ähnliche Vorwürfe werden gegen den Betriebsleiter erhoben, außerdem der Verdacht auf Beihilfe zur Fälschung von Dokumenten über die Betäubung der Tiere geäußert, die nach Einschätzung von Veterinären mehrfach unzureichend war. Dem Tierschutzbeauftragten wird vorgeworfen, durch den illegalen Einsatz von Elektroschockgeräten grobe Gewalt gegen Tiere angewandt zu haben.

Die Strafanzeige gegen den amtlichen Tierarzt hat die Soko Tierschutz wegen des Verdachts der Beihilfe sowie der Verletzung der Aufsicht und von Amtspflichten erhoben. Verstöße gegen den Tierschutz, Hygienemängel oder falsch geführte Dokumente hätten dem Veterinärmediziner in dem kleinen und übersichtlichen Betrieb "punktuell" auffallen und den Behörden gemeldet werden müssen. Bei der fünften Person soll es sich um einen Metzger handeln, der immer wieder rechtswidrig Elektroschocker eingesetzt hat und den Schwanz eines Rindes umgebogen habe, was starke Schmerzen hervorruft. Die Betroffenen waren am Freitag für die SZ zu einer Stellungnahme nicht erreichbar.

Eine Sprecherin der Soko Tierschutz erklärte, dass man nur solche Personen angezeigt habe, die sie bislang identifizieren konnten. "Es gibt aber noch einige andere Verdächtige, die wir nicht eindeutig erkennen konnten", sagte sie. Das umfangreiche Material habe man dem Staatsanwalt zur Verfügung gestellt. Die Soko Tierschutz hatte bereits vor zwei Wochen Anzeigen eingereicht, zu dem Zeitpunkt allerdings noch gegen Unbekannt. Diese sind nun hinfällig, außerdem liegen Anzeigen des Landratsamts vor.

Was das Beweismaterial betrifft, erklärte die Sprecherin der Gruppe, dass die Filme ihnen von einem Informanten zugespielt worden seien. "Wir sind nicht in den Schlachthof eingebrochen, die Betreiber haben nichts davon bemerkt", betonte sie. Vor Gericht würde solches Material inzwischen akzeptiert, weil die Richter das Recht des Verbraucherschutzes höher schätzten. "Das öffentliche Kontrollsystem hat versagt, deshalb braucht es diese Informationen", sagte sie.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft München II, die die Ermittlungen aufgenommen hat, drohen bei Verstößen gegen den Tierschutz Geld- und Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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