Frühling der Künstler:Bezaubernd und abgründig

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Wenn die Ateliers ihre Tore öffnen, beginnt im Fünfseenland der Kunstfrühling. Von Starnberg über Pöcking nach Feldafing zeigen Maler, Bildhauer und Fotografen Altes und Neues.

Von Katja Sebald, Starnberg/Pöcking/Feldafing

Mit den "Offenen Ateliers" am Westufer des Starnberger Sees beginnt der Kunstfrühling im Fünfseenland: In diesem Jahr "sprießen" Zeichnung, Fotografie, Malerei, Objektkunst, Plastik von vierzehn verschiedenen Künstlern an neun Orten zwischen Starnberg und Feldafing. Es gibt viel Altbekanntes und Bewährtes, aber auch überraschend Neues und Ungewöhnliches zu entdecken.

So öffnet etwa in Starnberg die Stadtmalerin Stefanie Pietsch ihre Ateliertüren in der Paul-Thiem-Villa. Die Künstlerin, die aus Herrsching stammt und das städtische Atelier zwei Jahre lang nutzen darf, experimentiert dort in einem erfrischend fröhlichen und breiten Spektrum. Ihr ausgesprochen freundlicher Bilderkosmos bietet Figürliches und Abstraktes, hübsch gestaltete Kunstpostkarten für wenig Geld zum Mitnehmen oder kleine Papierarbeiten ebenso wie große Leinwände.

Ulrike Prusseit an der Possenhofener Straße hat das sichere Terrain der Malerei verlassen, um im kleinen Format Collagen und Objektkästen zu fertigen. Dafür arrangiert sie Erinnerungsstücke, zufällig Gefundenes und liebevoll Aufgehobenes, Kurioses und Heiteres zu kleinen merkwürdigen, manchmal auch abgründigen Bildgeschichten. So verspielt und vielschichtig diese neuen Arbeiten sind, so minimalistisch und klar, dabei aber von leiser Poesie sind die Zeichnungen, die Ruth Mairgünther als Gastausstellerin im Nebenraum zeigt.

In Possenhofen öffnet Ursula Steglich-Schaupp ihr Atelier und präsentiert vor allem Arbeiten aus Keramik, darunter auch eine Figurengruppe in extrem reduzierter Formensprache: Die "Wächter" haben gleichsam verstümmelte und verbrannte Körper, unter ihrem Verband aus langen Ton-Streifen sind sie hohl. Auch hier gibt es zwei Gastausstellerinnen: Die Keramikerin Ute Beck zeigt passend zum Ort eine "Hommage an Sisi", wundersame dreibeinige Gefäße wie Insekten oder urzeitliche Blüten mit dem Konterfei der unglücklichen Kaiserin. Die Künstlerin Susanne Mansen hingegen ehrt den Hund "Laika", den russische Kosmonauten als Testtier ins All schickten. Dazu gibt es das ebenso winzige wie großartige Objekt "Hund in Betrachtung des Mondes versunken". Ihre "nightmares" erscheinen wie eben aus einem Gemälde von Hieronymus Bosch entsprungen, außerdem hat sie wieder einmal einige Keramiken von Ute Beck bemalt, diesmal auch wirklich bezaubernd geschmacklose Fliesentischchen aus den Siebzigern.

In Pöcking haben sich Julius Wurst und Annette Hiss zu einer Ausstellungsgemeinschaft zusammengetan. In den weiß getünchten Kellerkammern kontrastieren seine ruhigen und massiven Farbflächenbilder aus Wachs mit ihren zart gestrichelten Papierarbeiten. Sie thematisiert Vergänglichkeit und Alter in einer Serie aus digitalen Fotocollagen, er findet überall "Anzeichen", aber weit und breit keine Lösung.

In Feldafing lädt Ina Kohlschovsky-Lang in ihr kleines Gartenatelier und berichtet von einer Reise nach Südafrika, wo sie etwa auf der "Garden Route" Wolken- und Nebelformationen fotografierte. Nach Fotos und aus der Erinnerung entstanden auch kleinformatige, illustrative Bilder von den provisorisch zusammengefügten und vielfach geflickten Behausungen in den Townships.

Weitere Stationen dieser abwechslungsreichen Kunsttour sind das Bildhaueratelier von Max Wagner in Söcking, die Ateliers der Malerin Helga Henckmann in Niederpöcking und der Künstlerin Ingrid Sidow-Sum in Pöcking sowie die Holzwerkstatt von Johannes Hofbauer in Feldafing, wo auch Arbeiten des 2009 verstorbenen japanischen Künstlers Masa Kawase zu sehen sind.

Alle "Offenen Ateliers" sind noch einmal am kommenden Wochenende, 24./25. April, samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr zu besichtigen. Mehr Informationen und ein Plan mit den genauen Adressen finden sich unter www.offeneateliers-starnberg.de.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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