Hand aufs Herz: Was ist schöner als ein Sommertag am See? Eingefleischte Cineasten kennen die ultimative Antwort seit dem Fünfseen-Filmfestival: Ein Sommerabend am See! Und zwar mit einem tollen Film auf Großleinwand wie im Starnberger Strandbad oder im Augustiner am Wörthsee, zur Not aber auch ohne See wie im "Gasthof Schuster" in Hochstadt oder vor der Schlossberghalle. Open Air-Kino boomte in diesem Jahr - was freilich ausschließlich dem Umstand zu verdanken war, dass diesmal das Wetter mitspielte. Ob nun "Frau Müller muss weg", "Grand Budapest Hotel" oder "Komm, süßer Tod": Oben ohne mit einem Bierchen in der Hand sieht es sich gleich doppelt so gechillt, wie unsere Jugend so zu sagen pflegt. Denn während die einen in mehr oder weniger gekühlten Hallen in vorgegebener klassisch gebeugter Haltung schwitzen, sitzen, liegen die anderen entspannt herum - übrigens altersunabhängig, aggressionsfrei und entspannt; selbst Raucher durften während der Vorstellung ihrer Sucht frönen, ohne umgehend gesteinigt zu werden. Einzige Einschränkung: Im Starnberger Wasserpark wurde aus versicherungstechnischen Gründen penibel darüber gewacht, dass niemand aus Versehen oder gar absichtlich ins Wasser steigt.
Ja, leben und leben lassen - ein schönes Motto, das im Open Air-Kino seine konsequent freundliche Umsetzung findet. Möglicherweise, so rätseln jedenfalls jene Starnberger Stadträte, die zu den Stammgästen der Vorführungen zählten, sollten vielleicht auch die Stadtratssitzungen einfach im Freien stattfinden. Der Blick auf See und Berge stimmt friedlich - und vielleicht bliebe auch manch fragwürdiger Beitrag einfach ungesagt. Aber - und das ist wohl die entscheidende Crux in der Angelegenheit - auf inhaltliche Gestaltung hat man auch im Kino leider keinen Einfluss.