Filmfest:Ende mit Rekord

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Karl Markowics ist mit mehreren Filmen in Starnberg vertreten, darunter "Superwelt". (Foto: Nila Thiel)

Etwa 19 000 Zuschauer kommen zu den insgesamt 160 Vorstellungen im Fünfseenland. "Chorus" von François Delisle wird bei der Abschlussfeier mit dem Hauptpreis ausgezeichnet

Von Blanche Mamer, Seefeld

Es war ein Filmfest der Superlative: Mit 19 000 Besuchern schlägt das Fünfseen-Filmfestival den Rekord vom vergangenen Jahr um 20 Prozent. Gezeigt wurden 160 Filme, wobei die Gespräche mit den Filmemachern dem Publikum besonders gefallen: Heuer haben 100 deutsche und internationale Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspieler in den Kinos und Spielstätten ihre Werke persönlich präsentiert; auch das ein Rekord. Für Festivalchef Matthias Helwig ein Grund zum Jubeln, zeigt es doch erneut, dass sich sein Filmfest nach neun Jahren als wichtige und feste Größe in der deutschen Festivalwelt etabliert hat.

Wie immer sind die Entscheidungen der Jurys mit Spannung erwartet worden. Am Sonntag war es soweit: die wichtigsten Filmpreise sind in der Starnberger Schlossberghalle vergeben worden. Als Sieger im Hauptwettbewerb wurde der in Kanada produzierte Film "Chorus" von François Delisle mit dem Fünfseen-Filmpreis ausgezeichnet. Der russische Film "The Gulls" von Ella Manzheeva gewinnt den Preis für das beste Drehbuch. Der Dokumentarfilmpreis geht an den deutsch-ungarischen Film "Drifter" von Gábor Hörcher.

Und das Publikum hat sich für den kubanischen Film "Conducta - wir werden sein wie Che" entscheiden, der Film von Regisseur Ernesto Daranas kommt im Januar 2016 in die deutschen Kinos. Der Preis, der von der Süddeutschen Zeitung gestiftet wird, soll dazu beitragen, dass der Film gut promotet wird.

Trotz oder möglicherweise auch wegen der extrem großen Hitze, waren nicht nur die Openair-Veranstaltungen, sondern auch die Vorstellungen in den Kinos sehr gut besucht, schließlich war es in den Kinosälen verhältnismäßig kühl, wie Festivalleiter Matthias Helwig am Samstag in Seefeld feststellte. Für das Publikum ist es jedenfalls immer ein besonderes Event, wenn der Regisseur über seinen Film spricht und Fragen beantwortet. So auch beim letzten Special Guest Karl Markowics, der am Samstag und Sonntag seine Filme vorstellte. Der österreichische Schauspieler und Regisseur hatte sofort zugesagt, nach Starnberg zu kommen, als Helwig ihn bei der Berlinale traf und einlud.

Markowics' erster Film "Atmen" (2011) ist ein kleines Meisterwerk. Bei den Filmfestspielen in Cannes 2011 wurde er mit dem Label Europa Cinemas ausgezeichnet, er gewann auch den österreichischen Filmpreis 2012 und war für den Europäischen Filmpreis nominiert. In den deutschen Kinos war er aber nur kurz zu sehen, dafür war die Vorstellung in Seefeld jedoch ausgebucht. Markowics, der als Fünfjähriger seine erste Rolle spielte, erzählt mit hintergründigem Grinsen, dass er mit sieben Jahren das erste Mal Regie führte. Doch schon nach zwei Tagen erschienen die Darsteller nicht mehr zur Probe. Als seine Bewerbung für die Schauspielschule abgelehnt wurde, ließ er sich nicht beirren. Er spielte zunächst Avantgarde-Theater, 1991 übernahm er die erste Filmrolle und machte parallel mit Fernsehfilmen Karriere (als Stockinger in Kommissar Rex). 2008 spielte er die Hauptrolle in "Der Fälscher", der den Oscar als bester fremdsprachiger Film bekam. "Ich wollte selber die Fäden in der Hand haben, selbst Regie führen, selbst das Drehbuch entwickeln", sagt er. Dabei suche nicht er das Sujet, sondern es finde ihn. "Eine alte Frau liegt tot in der Wohnung, die Polizei kommt, der Schlüsseldienst, der Bestatter - das hat den Gedanken ausgelöst, einen Film über das Bestattungswesen zu machen", erzählt er. "Doch von Anfang an hat sich das Bild eines Jugendlichen in meinem Kopf herumgetrieben, das einfach nicht weichen wollte." Aber freiwillig macht das keiner. Und so ist die Geschichte von Roman Kogler entstanden, der als Freigänger in einer Jugendvollzugsanstalt nahe Wien einen Job beim städtischen Bestattungsunternehmen anfängt. Der Film beginnt langsam, Thomas Schubert, der Hauptdarsteller ist ein Laie und grandios, der Film auch.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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