Festgottesdienst:Heiliger Bimbam

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Glocken und Turm beim evangelischen Gemeindehaus in Berg werden am Sonntag eingeweiht. Geläutet wird nur zu liturgischen Handlungen im Gottesdienst

Von Sabine Bader, Berg

Noch wird schwer gewerkelt vor dem evangelischen Gemeindehaus in Berg. Blau und weiß schimmern die Düngerkügelchen, die auf der Erde um den neuen Glockentrum verstreut sind. Gerade sind Arbeiter angekommen, die den Rollrasen verlegen. Schließlich soll am Sonntag alles schön ausschauen, wenn Festgäste zur feierlichen Einweihung des neuen Turmes und der beiden Glocken kommen. Die Glocken im Turmgebälk kann man nur noch schwer durch ein Gitter erkennen, denn sie wurden bereits nach oben gezogen und warten, dass sie läuten dürfen.

Einen Glockenturm haben sich die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde schon lange gewünscht. Dass der Wunsch nun wahr geworden ist, verdanken die Gläubigen vor allem sich selbst und ihrer Spendenbereitschaft. Turm und Glocken haben etwa 150 000 Euro gekostet. "Aber nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch Nachbarn und katholische Gläubige haben gespendet," erzählt der evangelische Pfarrer Johannes Habdank. Darunter waren einige Großspenden. "Ohne die wäre es gar nicht gegangen."

Ein weiterer Zufall hat ebenfalls dazu beigetragen, dass sich die Wünsche der Gläubigen erfüllt haben. Denn Habdank hatte im Dekanat zufällig mit dem Glockenbeauftragten der Kirche zu Mittag gegessen und dieser hat ihm den wichtigen Satz mit auf den Weg gegeben: "Machen Sie das bloß, so etwas macht man nur einmal im Leben." Das hat Habdank offenbar elektrisiert. Von da an hat die Kirchengemeinde das Projekt mit Nachdruck vorangetrieben. Da es sich beim Katharina-von-Bora-Haus nicht um eine Kirche handelt, sondern um ein Gemeindezentrum, in demGläubige ihre Gottesdienste feiern, sollte der Glockenturm nicht angebaut werden sondern als Solitär einzeln stehen sollte. Ein Campanile also. Zwölf Meter hoch steht er sehr zentral in dem Ensemble und wirkt, als sei er von Anfang an dort geplant gewesen.

Das städtebaulich schlüssige Konzept ist der Gräfelfinger Architektin Ulrike Steinhauser zu verdanken. "Bei dem Bauvorhaben ist es in großen Maß um den Städtebau gegangen", erzählt sie. Es habe gegolten, den Winkelbau des Gemeindehauses mit dem neuen Turm zu einer Einheit zusammenzubringen. Ihr Vater hatte vor 30 Jahren das Gemeindehaus entworfen. Der bereits verstorbene Theo Steinhauser hatte viele Bauwerke für die Landeskirche konzipiert. Jörg Engelmann aus Söcking ist der zweite Architekt, der an dem Berger Turmprojekt beteiligt war. Er leitete die Bauarbeiten.

Die beiden neuen Glocken stammen aus der Gießerei Rincker in Hessen. Sie heißen "Katharina" und "Martin". Die leichtere mit 210 Kilogramm ist Katharina. Sie hängt über Martin, der stolze 290 Kilogramm wiegt. Sie sind vor einem Jahr geliefert und vor gut einer Woche mit Muskelkraft nach oben gezogen und im Turm befestig worden. Die Glocken sind auf die Töne "Es" und "Des" gestimmt. "Diese beiden Töne sind auf die Glocken der katholischen Wallfahrtskirche Aufkirchen abgestimmt", erzählt Habdank. Anders als bei normalen Kirchenglocken, die auch als Zeitmesser fungieren, wird das Geläut der evangelischen Kirchengemeinde Berg nur liturgisch erklingen. Per Fernsteuerung lässt Habdank sie dann während des Gottesdienstes erschallen.

Die Einweihung des neuen Glockenturms wird am kommenden Sonntag von 10 Uhr an im Katharina-Von-Bora-Haus gefeiert. Beim Festgottesdienst mit Dekan Axel Piper werden auch die Glocken erstmals erschallen. Als kleines Schmankerl, damit man den Turm von oben bewundern kann, wird die Feuerwehr Berg mit ihrer Drehleiter anrücken und Besucher in die Höhe befördern.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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