Fahrdienst für Senioren:Wenn der Weg zum Problem wird

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Margarethe Hagemann (r.), Ingrid Emberger (l.) und Eleonore Zwißler (hinten) helfen Therese Angermayer (Mitte) beim Einsteigen. (Foto: Georgine Treybal)

Ehrenamtlicher Fahrdienst in Krailling soll Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, Besorgungen und Arztbesuche ermöglichen. Jede Fahrt kostet fünf Euro Aufwandsentschädigung

Von Christiane Bracht, Krailling/Planegg

Wenn der Weg zur nächsten Bushaltestelle zu weit wird, selbst der Nachbar schon kaum mehr erreichbar scheint, dann wird das Leben eine echte Herausforderung. Wie soll man dann noch zum Arzt kommen? Wie Besorgungen machen etwa in der Apotheke oder einem nahen Supermarkt? Eleonore Zwißler, die sich seit vielen Jahren um die Senioren in Krailling kümmert, kennt das Problem gut. Nicht, dass sie selbst nicht mehr laufen könnte, aber sie hat schon viele klagen hören. "Für kurze Strecken ist es nicht leicht ein Taxi zu bekommen", weiß Zwißler. "Wenn die Fahrer gerade Zeit haben, kommen sie schon, aber für übermorgen eins zu bestellen, das zuverlässig vor der Tür steht, wenn man es braucht, ist unmöglich." Die CSU-Gemeinderätin und Seniorenbeauftragte hat sich deshalb sehr dafür eingesetzt, einen Fahrdienst zu organisieren. Vor einem Jahr stellte sie bereits einen Antrag, einen Bürgerbus einzurichten, doch die Mehrheit des Gemeinderats hatte Angst, dass es ein "Geisterbus" werden könnte und lehnte ab. Jetzt hat Zwißler zusammen mit verschiedenen Vereinen und Institutionen, die sich um Senioren bemühen, eine andere Möglichkeit gefunden, vor allem sehr alten Leuten trotz erheblicher Gehbehinderung das Leben zu erleichtern. Seit Montag können sie unter der Telefonnummer 089/96086678 einen ehrenamtlichen Fahrdienst ordern. Anneliese Gaupp und Erika Raab koordinieren die Anfragen.

"Wir wollen den Taxis damit aber nicht das Geschäft vermiesen", stellt Zwißler klar. Der ehrenamtliche Fahrdienst geht deshalb nur von Gräfelfing bis Gauting und er darf auch nicht drei Stunden dauern. "Das wäre unzumutbar." Jede Fahrt kostet fünf Euro Aufwandsentschädigung. Die ersten Transporte hat der Fahrdienst bereits in der vergangenen Woche erledigt. Sechs Senioren wollten zu einer Veranstaltung des Elisabethenvereins ins katholische Pfarrheim nach Planegg gebracht werden. Der Fahrdienst soll auch dafür sein. Denn in Krailling und Planegg gibt es viele Veranstaltungen für Senioren. Ohne diese regelmäßigen Treffen droht manch einem die Vereinsamung. "Trotzdem merkt man öfter, dass sie ein bissl zögern, wenn man sie anspricht, ob sie nächstes Mal wieder dabei sind. Vielen ist der Weg zum Hubertus irgendwann zu anstrengend", weiß Zwißler, die einmal im Monat zusammen mit Karin Wolf einen Kaffeenachmittag für die Gemeinde arrangiert. "Aber ich kann nicht alles organisieren und fünf Minuten vorher noch durch Krailling fahren, um alle abzuholen, die nicht mehr gut zu Fuß sind."

Vorbild für den ehrenamtlichen Fahrdienst ist der in Gräfelfing, den die dortige Nachbarschaftshilfe schon seit Jahren betreibt. Und so half die Vorsitzende Christa von Welck bei der Einrichtung des Pendants in Planegg und Krailling. Träger des neuen Dienstes ist die Pfarrgemeinde St. Elisabeth. 15 Fahrer aus Krailling haben sich schon bereit erklärt, den ein oder anderen Transport zu übernehmen - auch in Planegg. Denn in der Nachbargemeinde mangelt es noch an Fahrern. Wer Interesse hat, kann sich jederzeit melden. Je mehr Fahrer da sind, um so besser ist es für das Angebot. Denn nicht jeder ist immer verfügbar.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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