Fahndung:So machtlos kann eine Gemeinde gegen Vandalismus sein

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Immer wieder zerstochene Reifen, beschmierte Bänke, sogar eine abgerissene Überwachungskamera im Eisenpark: Der Staatsanwalt stellt das Verfahren ein - obwohl es einen Verdacht gibt.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Machtlos sind Gemeinderäte eher selten. Zwar hebt manchmal das Landratsamt einen Beschluss zu einem Bauantrag auf. Oder der Finanzminister beschließt eine neue Steuer, die es umzulegen gilt. Die Ohnmacht eines Gremiums vorführen kann aber auch ein einzelner Bürger, wie das Beispiel Seefeld zeigt: Seit dort in der Ortsmitte der "Eisenpark" eröffnet wurde, werden Kameras abgerissen oder wird das Mobiliar mit Öl und Harz beschmiert. Trauriger Höhepunkt: An Autos von Senioren, die dort Boule spielten, wurden die Reifen zerstochen.

Die Gemeinde blieb nicht untätig und erstattete nach jedem Vorfall Anzeige. Die Videoüberwachungskamera, die von einer Person abgerissen und mitgenommen wurde, hatte sogar ein Foto von ihr gemacht, das per Wlan übertragen wurde. Die Polizei sicherte zudem eine DNA-Spur. Doch der Staatsanwalt stellte das Verfahren ein: Das Bild war angeblich zu unscharf und die Kamera hatte nur einen Wert von etwa 100 Euro. Eine Beschwerde dagegen blieb erfolglos. Und auch ein Gespräch im Rathaus mit Anwohnern des Parks und Angehörigen des von der Gemeinde Verdächtigten blieb erfolglos. Das erläuterte Bürgermeister Wolfram Gum (CSU) im Gemeinderat am Dienstag und fand "das alles sehr bedauerlich."

"Das ist nur noch zum Weinen - noch dazu, wenn man weiß, wer das war", sagte Ute Dorschner (SPD). Über die "Sauerei" fehlten einem die Worte, meinte Oswald Gasser (FDP). Immer wieder seien die Holzbänke und Tische nächtens beschmiert worden. Die letzte große Sauerei habe es am Morgen nach einem nachmittäglichen Boule-Turnier des Seniorenbeirats gegeben. Die Schmierereien und Flüssigkeiten auf dem Mobiliar waren so tief in das Holz eingedrungen, dass es nicht mehr gereinigt werden konnte. Insgesamt musste die Gemeinde von 2015 bis 2018 für die Reinigung insgesamt etwa 15 400 Euro ausgeben.

Der kleine Park liegt ziemlich versteckt gegenüber dem alten Rathaus. Am Eingang war schon vor zwei Jahren ein schweres Eisentor angebracht worden, das abends versperrt wird. Auslöser waren damals Jugendliche, die kistenweise Bier anschleppten, Scherben und Müll hinterließen, laute Musik machten, herumgrölten und Lampen und Möbel beschmierten - zum Ärger der Nachbarn und Verdruss der Gemeinde. Den Namen hat der Park von der Familie Eisen. Vor etwa 25 Jahren hat sie das knapp 1850 Quadratmeter große Areal der Gemeinde geschenkt unter der Bedingung, dass dort ein Park für die Öffentlichkeit angelegt wird. Allerdings hatten sich die Verhandlungen mit Anliegern und Bauträgern über Jahre hingezogen.

Der Gemeinde reicht's jetzt jedenfalls. Immerhin hat sie insgesamt bereits 350 000 Euro in den Park investiert. In der Gemeinderatssitzung wurde nun lange darüber diskutiert, was man tun könnte. Die Verwaltung hatte zum einen vorgeschlagen, Möblierung aus Metall anzuschaffen, die leichter gesäubert werden könnte. Für vier Bänke und zwei Tische müssten 4500 Euro bereitgestellt werden. Zum anderen soll eine hochwertige Überwachungskamera auf einem vier Meter hohen Masten angebracht werden, deren Aufnahmen über einen Wlan-Anschluss im alten Rauhaus aufgezeichnet werden. Kosten: 14 000 Euro. Ob das alles genehmigt wurde, ist noch nicht bekannt. Der Beschluss wurde in die nichtöffentliche Sitzung vertagt, weil man ja dem Täter nicht alles unter die Nase reiben wollte. Sicher aber ist, "dass wir uns nicht in die Knie zwingen lassen", sagte Bürgermeister Gum.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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