In den Wäldern:Kampf dem Borkenkäfer

Lesezeit: 2 min

Noch immer richtet der Schädling in den Wäldern des Fünfseenlands Schaden an. Etwa 1100 Nester sind dem Forstamt bekannt, 500 Waldbesitzer müssen das Totholz beseitigen

Von Michael Berzl, Drößling

Der Borkenkäfer knabbert sich auch zwei Jahre nach dem verheerenden Sturm Niklas noch durch abgestorbene Bäume im Fünfseenland. Der Schädling ist immer noch weit verbreitet, und die Waldbesitzer müssen viel Zeit und Energie investieren, um ihm die Nahrungsgrundlage zu entziehen. "Der Borkenkäfer wird uns vermutlich den ganzen Sommer beschäftigen", sagt Martin Fink, der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung (WBV) Starnberg. Und ein noch wesentlich gefährlicherer Baumschädling ist im Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen schon im Anmarsch.

In der Gegend bei Murnau wurde auf 20 Bäumen der aus Asien eingeschleppte Laubholzbockkäfer festgestellt, berichtete Stephan Gampe vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weilheim beim Waldbauerntag in Drößling. Der Käfer befällt gesunde Bäume und kann diese bei starkem Befall zum Absterben bringen. Sein Fund ist meldepflichtig. Auch im Osten Münchens ist er schon festgestellt worden, außerdem in Kelheim und in Ziemetshausen bei Günzburg. Für ein knapp 90 Hektar großes Waldgebiet bei Murnau und Seehausen hat das Landwirtschaftsamt per Allgemeinverfügung eine Quarantänezone eingerichtet. Damit sind die Waldbesitzer für mindestens vier Jahre verpflichtet, bei der Ausrottung des Käfers mitzuhelfen. Das Amt werde extra einen Projektmanager einstellen, der sich nur um dieses Problem kümmern solle, kündigte Gampe in Drößling an.

Ins Fünfseenland ist dieser Schädling noch nicht vorgedrungen. Einstweilen haben die Waldbauern hier noch genug mit dem Borkenkäfer zu tun. Auch für dessen Bekämpfung hatte das Amt extra einen Mitarbeiter eingestellt, berichtete Gampe. Er habe etwa 1100 Borkenkäfernester festgestellt und mit mehr als 500 Waldbesitzern deshalb Kontakt aufgenommen. Hauptaufgabe ist weiterhin, das Totholz zu beseitigen, um dem Schädling die Lebensgrundlage zu entziehen. Notfalls werden Grundbesitzer auch mit ein wenig Nachdruck aufgefordert, sich darum zu kümmern. In einigen wenigen Fällen wurde mit Ersatzvornahmen gedroht, dass also eine Firma die Arbeit erledigt und dann eine Rechnung schickt. Doch das sind Ausnahmen.

"Da ist wahnsinnig viel gemacht worden. Mehr geht nicht", sagte zufrieden der WBV-Kreisvorsitzende Fink in Drößling. Mehrere große Erntemaschinen waren im Einsatz, das Forstamt ließ Wälder zur Kontrolle überfliegen, sogar Drohnen wurden eingesetzt. Doch der "Käferdruck" halte bis zu drei Jahre an, warnte Fink. "Es ist noch nicht vorbei." Er bekräftigte daher auch beim Waldbauerntag seinen Appell an die Eigentümer von kleinen Flächen, ihren Verpflichtungen nachzukommen und abgestorbene Bäume zu beseitigen. Mindestens alle zwei Wochen sollten Waldbesitzer ihre Fichtenbestände kontrollieren. Bei der Verwertung des Holzes erweist sich das Heizkraftwerk im Kraillinger Gewerbegebiet als sehr wertvoll, denn Hackschnitzel können dort verbrannt werden. Der damalige Bürgermeister Dieter Hager, der sich vor 20 Jahren für den Bau der Anlage eingesetzt hatte und Firmen, die sich damals angesiedelt hatten, im Kaufvertrag zum Anschluss an diese Heizung verpflichtet hatte, wurde nun beim Waldbauerntag für diese "vorausschauende Leistung" mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Fink nannte den Bau der Hackschnitzelheizung eine "Pionierleistung". Zuvor hätten die Waldbesitzer das Kleinholz bis nach Altenstadt, Schrobenhausen oder Österreich bringen müssen, was den Gewinn deutlich geschmälert habe.

Der WBV als 1951 gegründete Selbsthilfeorganisation privater und kommunaler Waldbesitzer hat derzeit 863 Mitglieder, denen eine Fläche von etwa 7600 Hektar gehört. Insgesamt gibt es im Landreis Starnberg etwa 2500 Waldbesitzer. Eine "breite Eigentumsstruktur", die laut Fink auch erhalten werden solle. Der Nachteil: Manche von ihnen leben weit weg und können sich nicht selbst um ihre Flächen kümmern. Ihnen nimmt die WBV per Pflegevertrag die Arbeit ab. Das in Starnberg entwickelte Modell werde nun europaweit angewendet, sagte Fink.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: