Drößling:Borkenkäfer könnte landesweit zur Plage werden

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Nach Orkan "Niklas" im März 2015, einem trockenen Sommer und einem viel zu milden Winter beginnt für die Waldbauern jetzt ein Wettlauf mit der Zeit

Von Astrid Becker, Drößling

Die Waldbesitzer müssen sich auf ein großes Baumsterben einstellen. Wie beim Waldbauerntag am Freitag in Drößling deutlich wurde, könnte der Borkenkäfer heuer besonders zur Plage werden. Verantwortlich dafür ist der Orkan Niklas, der Ende März 2015 über das Land fegte und verheerenden Schaden anrichtete. Gefolgt wurde er von einem trockenen und heißen Sommer und einem zu milden Winter - eine Gemengelage, die dem Krabbeltier beste Überlebensbedingungen garantiert. Für die Waldbesitzer beginnt nun ein Wettlauf mit der Zeit.

Etwa 80 Waldbauern hatten sich am Freitagnachmittag im Schützenheim "La Fattoria" eingefunden, um dort zu erfahren, was den meisten von ihnen ohnehin bewusst sein dürfte: Nach einem anstrengenden 2015 steht ihnen nun ein nicht minder anstrengendes 2016 bevor. Denn noch bevor die ausgebrüteten Käfer von Mitte April an zu schwärmen beginnen, müssen sie das noch herumliegende Holz aus ihren Wäldern bringen und jeden einzelnen Baum auf Befall untersuchen. Schadensbegrenzung heißt hier wohl die Devise. Zwar werden sie bei all diesen Bemühungen von den Förstern der Region unterstützt, doch auch diese können nicht alle Aufgaben übernehmen. Martin Kainz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weilheim appellierte daher an alle Waldbesitzer, sich zu melden, wenn sie bei sich oder beim Nachbarn einen Befall erkennen: "Das hat nichts mit Denunziation zu tun, sondern hilft, Schäden zu vermeiden", sagte er.

Tatsächlich scheint die Gefahr groß zu sein. Insbesondere der Fichtenbestand ist von Kupferstecher und Buchdrucker - wie die beiden für Nadelhölzer gefährlichen Arten heißen - bedroht. Laubbäume allerdings sind von diesen Tierchen weniger gefährdet. Deshalb müssen die Waldbesitzer bei Wiederaufforstungen künftig wohl weniger auf schnell nachwachsende Fichten setzen, sondern mehr auf Baumarten, die auch früher hierzulande heimisch waren: Auf die Weißtanne etwa, dem einzig natürlich vorkommenden Nadelgehölz der Region, das der Käfer offenbar nicht so gern mag, wie Kainz bei der Vorstellung des Vegetationsberichts aus dem vergangenen Jahr darlegte. Von 13 000 Bäumen im Landkreis seien aber nur 22 Weißtannen, sagte er: "Daran müssen wir arbeiten."

Eine gewisse Einsicht in Sachen Besatz des Waldes scheint unter den Besitzern allerdings ohnehin zu herrschen: Dem Bericht zufolge nimmt die Menge der gepflanzten Buchen stetig zu. Waren Anfang der neunziger Jahre im Landkreis 30 Prozent der Bäume Buchen, sind es mittlerweile immerhin schon 40 Prozent. Andere Edle-Laubbäume allerdings wie Ahorn, Esche oder Kirsche werden über Jahre hinweg stetig weniger. Derzeit finden sich gerade noch zwölf Prozent davon unter den Bäumen der Wälder im Kreis.

Doch selbst wenn die Waldbesitzer den Empfehlungen Folge leisten und sich von Fichtenmonokulturen abwenden - heuer nützt ihnen das noch wenig. Auch wenn andere Landkreise wegen Niklas unter größeren Schäden zu leiden hatten, wie etwa Ebersberg, müssen auch die hiesigen Waldbesitzer mit herben Einbußen rechnen. Denn die Käfer konnten sich angesichts des für sie günstigen Wetters ungehemmt vermehren - vier Generationen können sich unter derart optimalen Bedingungen in nur einem Jahr entwickeln. So kann ein Weibchen bis zu 100 Nachkommen haben, in der nächsten Generation sind es bereits 1000, in der vierten dann schon eine Million Borkenkäfer, die sich zwischen Stamm und Rinde niederlassen. Deshalb müssen sich die Waldbesitzer nun beeilen, ihre Stämme mindestens 500 Meter entfernt vom Baumbestand zu lagern. Kein einfaches Unterfangen: Der Kreis besteht aus vielen kleinen Waldgebieten, die sehr eng beieinander liegen.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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